Frankfurts Cheftrainer Oliver Glasner (l) und Djibril Sow nehmen an der Pressekonferenz von Eintracht Frankfurt teil. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Die Euphorie im Umfeld ist riesig, die Zuversicht bei der Mannschaft groß: 42 Jahre nach dem Triumph im UEFA-Pokal will sich Eintracht Frankfurt zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte den Traum von einem Endspiel in einem internationalen Club-Wettbewerb erfüllen.

«Die Vision vom Titel wird greifbar. Das inspiriert die ganze Region», sagte Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann vor dem Hinspiel im Halbfinale der Europa League beim englischen Premier-League-Club West Ham United an diesem Donnerstag (21.00 Uhr/RTL).

Vor drei Jahren scheiterten die Hessen in London in der Vorschlussrunde erst im Elfmeterschießen ganz knapp am späteren Sieger FC Chelsea. Dieses Mal soll die englische Kapitale nicht End- sondern nur Durchgangsstation auf dem Weg ins Finale am 18. Mai in Sevilla sein. «Jetzt gibt es keine Müdigkeit! Jetzt gibt es Freude, jetzt gibt es Begeisterung, jetzt geht’s in die Finals», sagte Trainer Oliver Glasner und forderte: «Jetzt heißt es, über den Schmerz gehen.»

Rode: «Wir wollen nach Sevilla»

Nach dem Abschlusstraining in Frankfurt landeten die Hessen am Mittwochabend gut gelaunt und bestens präpariert in London. «Alle Spieler sind fit. Wir sehen uns in einer guten Verfassung», berichtete Glasner und fügte hinzu: «Das wird ein heißes Duell, es wird sicher sehr knackig. Aber wir werden auf Sieg spielen.»

Der sensationelle Coup im Viertelfinale gegen den FC Barcelona hat das Selbstvertrauen der Eintracht auf ein neues Level gehoben. «Barcelona war ein überragendes Highlight, aber unsere Reise sollte noch nicht zu Ende sein. Wir wollen nach Sevilla», bekräftigte Kapitän Sebastian Rode. Und Mittelfeldspieler Ansgar Knauff verkündete optimistisch: «Das wird ein anderes Spiel, weil West Ham von der Anlage her eine andere Mannschaft ist. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir sie mit unseren Fans und dem ganzen Spirit hier in der Stadt und im Verein schlagen können.»

1960 stand die Eintracht im Endspiel des Europapokals der Landesmeister, das gegen Real Madrid mit 3:7 verloren ging. 1980 holten die Frankfurter in einem deutschen Finale mit Hin- und Rückspiel gegen Borussia Mönchengladbach den UEFA-Pokal. Nun hofft ganz Frankfurt auf ein neues internationales Erfolgskapitel in der Vereinsgeschichte. «Es gibt derzeit keine Chance, dieser Aura, die über der Stadt liegt, zu entweichen», berichtete Eintracht-Präsident Peter Fischer jüngst im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF.

Auch Vorstand Hellmann spürt täglich die Euphorie. «Frankfurt ist on fire, die Menschen sind total begeistert», sagte der 50-Jährige unlängst bei «Bild»-TV und fügte hinzu: «Der Rausch hat erst begonnen, weil jetzt die Vorstellungskraft groß ist, dass man auch das Halbfinale schaffen kann.»

Ndicka und Jakic gesperrt

Diesen Schwung will das Team in die zwei Duelle mit dem Tabellensiebten der Premier League mitnehmen – auch wenn der Fußball-Bundesligist im Londoner Olympiastadion nicht – wie in Barcelona – auf die Unterstützung von Zehntausenden Fans bauen kann. «Ich bin fest davon überzeugt, dass keine Menschenmassen dort sein werden. Es wird nicht wie in Barcelona sein», prophezeite Fischer angesichts der strikten Ticketvergabe in England.

Auch personell muss die Eintracht Abstriche machen, denn Linksverteidiger Evan Ndicka und Mittelfeldabräumer Kristijan Jakic sind gesperrt. Das soll die im laufenden Wettbewerb immer noch ungeschlagene Eintracht aber nicht stoppen, zumal Djibril Sow nach Verletzungspause wieder zur Verfügung steht. «Wir wissen, dass wir dieses Jahr etwas ganz Großes erreichen können», sagte der Schweizer Nationalspieler. Hellmann gab für alle die Richtung vor: «Wir haben mit London noch eine Rechnung offen – und ich will, dass wir es dieses Mal schaffen.»

Voraussichtliche Aufstellungen

West Ham United: Areola – Johnson, Dawson, Rice, Cresswell – Souček, Noble – Bowen, Lanzini, Fornals – Antonio

Eintracht Frankfurt: Trapp – Tuta, Hasebe, Hinteregger – Rode, Sow – Knauff, Kostic – Lindström, Kamada – Borré

Schiedsrichter: Serdar Gözübüyük (Niederlande)

Von Eric Dobias, dpa

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