Die UEFA plant eine Reform des Financial Fairplay. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Mike Egerton/PA Wire/dpa)

Das Financial Fairplay ist im europäischen Fußball wohl bald Geschichte, nachfolgen soll das Financial Sustainability. Die Neuerung, die Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn als «Meilenstein» bezeichnet, ist für Fans und Interessierte erst einmal kaum greifbar.

Was ändert sich in Zukunft, was hat das für Auswirkungen und wird das Financial Fairplay beim UEFA-Exekutivkomitee thematisiert? Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen zu den bisherigen und zukünftigen Geld-Regeln im Spitzenfußball.

Worum geht es beim Financial Fairplay?

Das Financial Fairplay (FFP) ist ein Kontrollsystem für die europäischen Clubwettbewerbe. Es soll im Grundsatz dafür sorgen, dass die Europapokal-Teilnehmer nicht mehr ausgeben, als sie einnehmen. Lebt ein Club deutlich und lange über den eigenen Verhältnissen, kann die UEFA teils harte Sanktionen verhängen. Dabei blickt die UEFA immer auf drei aufeinanderfolgende Kalenderjahre.

Entscheidend ist das sogenannte «Break-even-Ergebnis», also die Differenz der relevanten Einnahmen und Ausgaben. Die UEFA beobachtet, ob es bei den Clubs ein Defizit oder einen Überschuss gibt, sie gestattet eine negative Abweichung im einstelligen Millionenbereich. Ein größeres Defizit bis zu 30 Millionen Euro soll über Anteilseigner oder «verbundene Parteien» ausgeglichen werden dürfen. Im Dezember hatte die UEFA insgesamt neun Clubs mit Geldstrafen belegt und einen Europapokal-Ausschluss angedroht, falls Verbindlichkeiten nicht schnell nachweislich beglichen werden.

Was soll sich nun ändern?

Offiziell ist die Finanzregelung gar kein Tagesordnungspunkt bei der Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees am Donnerstag in Nyon. Medien berichten aber übereinstimmend, dass es genau darum gehen soll. Präsident Aleksander Ceferin soll sich im Anschluss auf einer Pressekonferenz äußern. Das neue Regelwerk, das in Kürze beschlossen werden soll, dürfte in den nächsten drei Jahren sukzessive eingeführt werden.

Kernpunkte sind: Clubs sollen nur noch 70 Prozent ihres Budgets in den Kader stecken dürfen. Dazu zählen neben Ablösesummen und Gehältern auch die Honorare für Berater. Zudem sollen Defizite in Zukunft in Höhe von bis zu 20 Millionen Euro pro Saison von Investoren ausgeglichen werden dürfen. Das ist zwar eine Steigerung des bisherigen Rahmens, jedoch konnten unter anderen die deutschen Clubs so wohl den unlimitierten Geldeinfluss von Investoren bei Großclubs verhindern. Viele Details müssen noch ausgearbeitet werden.

Was ist der bisher prominenteste Fall?

Das ist Manchester City. Der englische Spitzenclub wurde im Jahr 2020 «wegen schwerwiegender Verstöße» gegen die Finanzregeln zu zwei Jahren Europapokal-Ausschluss und 30 Millionen Euro Geldstrafe verurteilt – von der UEFA, die damit erstmals richtig hart gegen einen der ganz Großen durchgriff. Zum Ausschluss kam es aber nicht, weil der Verein von Startrainer Pep Guardiola Einspruch einlegte und vor dem Sportgerichtshof Cas damit Erfolg hatte. Die Sperre wurde aufgehoben, die Geldstrafe von 30 auf zehn Millionen Euro reduziert.

Die Sanktionierung wird auch beim Nachfolgemodell des Financial Fairplay mit die wichtigste Rolle spielen. Geldstrafen haben gerade bei gut alimentierten Clubs oft nicht die gewünschte Wirkung. Das neue Modell könnte verankern, dass Clubs aus der Champions League in die Europa oder Europa Conference League müssen. Das würde für Weltvereine mit hohen Ansprüchen wie City oder Paris Saint-Germain finanziell, sportlich und imagetechnisch einem Desaster gleichkommen.

Was sagt die Bundesliga?

Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn zeigte sich nach der Generalversammlung von Europas Clubvereinigung ECA in der Vorwoche mehr als zufrieden: «Die Einführung des Financial Sustainability als Nachfolger des Financial Fairplay ist ein Meilenstein. Über viele Monate haben wir im ECA Board gemeinsam mit der UEFA dieses Modell ausgearbeitet. Ich freue mich, dass wir es nun auch so umsetzen.»

Bei Sky sprach der frühere Welttorhüter von einer «Weiterentwicklung» des Systems und gab als Ziel für die kommenden Jahre aus: «Dass zumindest mal eine leichte Bremse reinkommt bei den Gehältern oder auch bei den Ablösesummen. Das sind schon große Veränderungen, die da stattfinden.» Es werde bei den Treffen der ECA «nicht nur geredet und Kaffee getrunken», stellte Kahn klar.

Welche Forderungen wabern sonst noch herum?

Kahns Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge rief im vergangenen Herbst mit Blick auf die finanzielle Schieflage vieler Clubs nach einer «Kurskorrektur» im europäischen Vereinsfußball. «Wir benötigen ein Financial Fairplay 3.0, das stringent und konsequent umgesetzt wird und das auch einen konkreten Strafenkatalog beinhaltet», sagte Rummenigge der «Welt am Sonntag».

Konkret nannte der langjährige Bayern-Boss die klare Definition von Sanktionen. «Wenn ein Club gegen Financial Fairplay verstößt, darf er nicht in einer Grauzone handeln, sondern muss ganz genau wissen, was ihn erwartet, bis hin zum Ausschluss aus der Champions League.» Rummenigge hatte sich zudem für «festgelegte Spielergehälter» ausgesprochen.

Von Patrick Reichardt, dpa

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