Das Dortmunder Stadion war beim Bundesliga-Spiel gegen den RB Leipzig ausverkauft. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Spätestens als die Fußball-Hymne «You’ll Never Walk Alone» im Dortmunder Stadion erklang, hatte Deutschlands Sportart Nummer eins ein gutes Stück langersehnte Normalität zurück.

Fans reckten ihre Schals in die Höhe, sangen euphorisch mit und freuten sich nach rund zwei Jahren im Corona-Modus auf das, was den Fußball für viele von ihnen ausmacht: In vollen Stadien mit Gleichgesinnten jubeln, den Alltag für 90 Minuten hinter sich lassen.

Ausverkauft – nicht selbstverständlich

Erstmals nach 763 Tagen war der Signal Iduna Park und damit der über die Landesgrenzen hinaus berühmte Symbolort für Bundesliga-Atmosphäre wieder mit 81.365 Zuschauern ausverkauft. Auch in anderen Stadien der Republik zelebrierten die Fans ihre Rückkehr in großer Zahl.

«Wir haben zwei Jahre darauf gewartet. Es ist auch nicht so, dass wir es als selbstverständlich erachten, dass wir nach so einer langen Zeit das Stadion sofort wieder ausverkauft bekommen», sagte der frühere Nationalspieler Sebastian Kehl, der im Sommer das Sportdirektoren-Amt bei Borussia Dortmund von Michael Zorc übernehmen wird, beim TV-Sender Sky. «Der Fußball schweißt zusammen. Er gibt mehrere Elemente, es ist Jubeln, sich den Armen liegen, es ist ein Lachen und auch Weinen. Ich finde, das ist etwas, was uns über die Jahre hinweg etwas verloren gegangen ist», sagte er.

An vielen Bundesliga-Standorten kehrten mit der erlaubten Vollauslastung der Arenen Ultra-Gruppen organisiert ins Stadion zurück. Mit Fanmärschen, Plakaten und Pyrotechnik-Shows feierten sie ihr Kurven-Comeback. In Dortmund, Frankfurt oder Berlin leuchteten zahlreiche der auf den Tribünen verbotenen Fackeln in den Fankurven. «Die Kurve ist zurück – Lang lebe Eintracht Frankfurt», stand auf einem großen Banner vor der Frankfurter Nordwestkurve.

Neue Erfahrung für Bellingham

Für einige Spieler, Trainer und Funktionäre waren die vollen Tribünen ein völlig neues Erlebnis bei ihrem Arbeitgeber. Frankfurts Coach Oliver Glasner freute sich bei 50.500 Zuschauern über «tolle Stimmung» und Dortmunds Coach Marco Rose sagte: «Die Jungs, die das kennen, haben es vermisst. Jude Bellingham erlebt es zum ersten Mal, auch ich erlebe es zum ersten Mal als Cheftrainer.»

Der 45-Jährige ergänzte vor der Partie gegen RB Leipzig: «Es ist dann ein anderes Spiel für uns zu Hause. Wir waren bereits heimstark, mit den Fans im Rücken können wir nur noch gewinnen.» Gegen den Red-Bull-Club klappte das beim 1:4 allerdings nicht.

Große Vereine profitieren

Nicht überall waren die Stadien wie in Dortmund, beim 1. FC Union Berlin oder beim SC Freiburg ausverkauft. Die Partie der TSG Hoffenheim gegen den VfL Bochum wollten nur 15.014 Menschen vor Ort verfolgen.

Vor allem die großen Vereine mit vielen Fans profitieren nicht nur stimmungstechnisch, sondern auch finanziell enorm vom Ende der meisten Corona-Einschränkungen. So hat der BVB nach Angaben von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke durch die Corona-Pandemie und die entgangenen Zuschauereinnahmen insgesamt 120 Millionen Euro verloren.

Während die Dortmunder nun zwei Wochen auf das nächste Spiel in ihrem Fußball-Tempel warten müssen, freuen sich die Frankfurter Fans schon auf die kommende große Party in wenigen Tagen. Am Donnerstag empfängt die Eintracht den FC Barcelona im Viertelfinale der Europa League.

Von Thomas Eßer, dpa

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