Drückt der Frankfurter Eintracht im Europa-League-Finale die Daumen: Christoph Daum. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Peter Kneffel/dpa)

Christoph Daum schaut noch immer extrem viel Fußball, nach eigenen Angaben hat er alle K.o.-Spiele von Eintracht Frankfurt in der Europa League gesehen.

Auch das Finale zwischen den Hessen und den Glasgow Rangers in Sevilla wird der Ex-Trainer des Clubs am Mittwochabend (21.00 Uhr/RTL) voller Spannung verfolgen. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erzählt er, wie er noch immer mit der Eintracht mitfiebert und was ihn an Endspielen so packt.

Herr Daum, wie sehen Sie die Entwicklung von Eintracht Frankfurt?

Christoph Daum: Ich glaube, ich nehme das wahr wie alle anderen. Unter Niko Kovac haben sie einen unglaublichen Zusammenhalt entwickelt. Dieser wurde kontinuierlich fortgeführt wurde, von Fredi Bobic und auch weiteren Trainern. Sie haben einen guten Zusammenhalt, das wurde zur DNA der Eintracht. Sie verstehen es vor allem international, immer über dieses Limit zu gehen.

Wer hat diesen immensen Aufstieg zu verantworten?

Daum: Die Initialzündung hat für mich Niko Kovac ausgelöst. Fredi hat auch eine ganz wichtige Rolle gespielt. Er hat es immer verstanden, gute Transfer-Entscheidungen zu treffen und die Ruhe zu bewahren. Axel Hellmann macht einen guten Job. Der internationale Erfolg hat viele Väter, aber Auslöser ist für mich Niko Kovac mit seiner Arbeit. Man darf natürlich auch nicht Markus Krösche vergessen. Bei Oliver Glasner war ich eigentlich immer ein bisschen skeptisch, aber da muss ich Abbitte tun.

Was macht die Eintracht so stark?

Daum: Stimmung schlägt Qualität, sagen wir immer wieder. Die Stimmung ist so großartig, dass die Mannschaft davon auch mitgetragen wird. Das ist ein wechselseitiges Spiel. Sie schaukeln sich bei diesen Festspielen in Europa so richtig hoch. Bei den Täglich-Brot-Spielen erzielen sie nicht diesen Gleichklang und diese Konzentration. Darum sind sie in der Bundesliga im Mittelfeld gelandet. Ich gehe aber davon aus, dass sie den Europapokal gewinnen werden.

Fiebern Sie selbst mit?

Daum: Ich drücke vor dem Bildschirm sitzend sämtliche Daumen, die ich zur Verfügung habe. Es ist immer wieder schön, wenn es solche Spiele gibt. Das ist eine Emotionalität, die nur mit der Geburt eines Kindes zu vergleichen ist – wo du mit Haut und Haaren mit dabei ist. Es ist für mich etwas ganz Besonderes.

Wie lautet Ihr Tipp?

Daum: So ein Finale wird nie deutlich sein, das kennen wir ja von vielen Spielen. Im Endspiel gibt es immer auch viel Taktiererei. Am Ende gewinnt die Mannschaft, die den einen Fehler weniger gemacht hat. Das wird ein knappes Spiel, für mich ist es sowieso eine Sensation, dass die Rangers das Finale erreicht haben. Ich verstehe nicht, wie die Dortmunder und die Leipziger an ihnen gescheitert sind. Ich sehe gute Chancen für die Eintracht, für die es eine ganz besondere Sache ist. Die sind heiß, gierig – bis unter die Haarspitzen.

Zur Person: Christoph Daum (68), 1992 mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister, trainierte die Eintracht im Jahr 2011 und stieg mit dem Verein in die 2. Bundesliga ab. Danach hatte der Routinier weitere Stationen beim FC Brügge, in Bursaspor sowie beim Nationalteam Rumäniens.

Interview: Patrick Reichardt, dpa

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