Hat auch in diesem Jahr die Torjäger-Kanone sicher: Robert Lewandowski. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Kai Pfaffenbach/Reuters-Pool/dpa/Archivbild)

Vielleicht gelingt Robert Lewandowski mit dem FC Bayern im Saisonfinale der Münchner bei seinem Lieblingsgegner VfL Wolfsburg noch eine Tor-Zugabe.

Aber im Grunde ist das egal: Der Abschluss dieser Bundesliga-Saison wird bei der Auszeichnung des Torschützenkönigs die längst gewohnten Bilder liefern. Der 33 Jahre alte Weltfußballer aus Polen wird die Torjäger-Kanone erhalten.

So langweilig der Titelkampf seit inzwischen zehn Jahren mit dem immer selben deutschen Meister Bayern München ist, so wenig Spannung verbreitet inzwischen auch der Kampf um den Titel des besten Goalgetters. Lewandowski – 34 Saisontore – wird am 34. Spieltag zum fünften Mal nacheinander triumphieren. Zehn Tore Vorsprung auf den zweitplatzierten Leverkusener Patrik Schick sind uneinholbar.

Wechselgerüchte um Lewandowski

Lewandowskis Torjäger-Regentschaft in Deutschland durchbrach zuletzt der mittlerweile für den FC Barcelona stürmende Pierre-Emerick Aubameyang mit 31 Treffern für Borussia Dortmund 2016/17.

Spannend ist fünf Jahre später eine andere Frage: Ist es womöglich die letzte Torjägerkanone für Lewandowski? Verlässt er die Bayern im Sommer – vielleicht sogar zum Aubameyang-Club Barça? Die Gerüchte um Lewandowski reißen jedenfalls nicht ab, auch wenn Sportvorstand Hasan Salihamidzic einen Verkauf in diesem Sommer fix ausgeschlossen hatte. Das muss im Fußballgeschäft freilich nicht viel heißen. Nach wie vor ist auch eine Vertragsverlängerung über 2023 hinaus eine Option.

Oder doch nicht mehr? Wie die «Bild» berichtete, sei diese Entscheidung gefallen: Lewandowski wird seinen noch eine Spielzeit laufenden Vertrag erfüllen – aber nicht verlängern. Der Zeitung zufolge habe der Weltfußballer dies den Bayern-Bossen in der vergangenen Woche mitgeteilt. Die kommende WM-Saison wäre demnach die neunte und letzte des Polen im Bayern-Trikot. Salihamidzic habe auf die «Bild»-Frage, ob Lewandowski nach der am Samstag endenden Saison weiterhin nicht gehen dürfe, geantwortet: «Wie ich schon gesagt habe: Wir werden Gespräche führen…»

Die Gesten- und Aussagendeuter in München wollen in den letzten Wochen einen unzufriedenen Lewandowski beobachtet haben. Auch die am Ende unrealistischen Gedankenspiele der Bayern-Bosse um den möglichen jungen Nachfolger Erling Haaland (21), der von Borussia Dortmund zu Manchester City wechselt, haben Lewandowski angeblich verärgert.

Bayern ist auf Lewandowski angewiesen

Hineinschauen in Lewandowskis Kopf kann freilich niemand. Nur seine Frau und seine Berater dürften wirklich wissen, was er denkt und was er will. Bayerns Super-Neuner kann ein Poker-Face aufsetzen – und auf dem Spielfeld erledigt er zuverlässig seinen Job, egal in welchem Trikot. «Wenn du auf dem Platz deine Performance zeigt, ist es nicht so wichtig, ob du in Mannschaft A, B oder C spielst. Immer, wenn ich auf dem Platz bin, will ich mein Bestes zeigen», sagte Lewandowski nach seiner zweiten Wahl zum Weltfußballer in diesem Jahr.

Vertragspoker und Wechselambitionen sind nichts Neues für ihn – und er kann damit umgehen. «Ich bin ein so erfahrener Spieler, ich kann Dinge ausblenden und mich auf meinen Job konzentrieren», sagte er.

Die Bayern-Bosse um Oliver Kahn glauben, die Causa Lewandowski in ihrem Sinne managen zu können. Ziehen lassen können sie ihn kaum. Auch mit bald 34 Jahren garantiert Lewandowski viele Tore. Ob ihn etwa ein Schick in München ohne Anlaufzeit ersetzen könnte?

Ein Fakt ist auch: Die letzten zwei Meistertitel vor der seit 2013 anhaltenden Münchner Regentschaft holte Borussia Dortmund 2011 und 2012, als Lewandowski seine Tore noch im BVB-Trikot bejubelte.

Teamkollegen hoffen auf Verbleib

Salihamidzic beschreibt den polnischen «Vollprofi» sehr gut: «Er will jeden Tag ein perfektes Training haben. Er möchte Flanken, möchte Tore machen. Wenn er im Spiel kein Tor macht, sitzt er in der Kabine und ist stinksauer. Das macht ihn aber aus, das macht ihn so gut.»

Die Teamkollegen vertrauen auf das Machtwort des Clubs. «Lewy weiß, was er an dem Verein hat und was er an uns hat. Der Verein hat sich klar dazu geäußert, dass er das nächste Jahr auf jeden Fall bei uns spielen wird. Darüber sind wir alle froh», äußerte Leon Goretzka.

Bleibt Lewandowski in München, könnte er weiter Gerd-Müller-Rekorde angreifen. «Alle Rekorde, die Gerd Müller gemacht hat, treiben mich an, besser zu werden», sagte er im Laufe dieser Saison. Mit einer achten Torjäger-Kanone in der kommenden Saison würde er den «Bomber» übertreffen, mit dem er in Wolfsburg gleichziehen wird. Müllers Saisonbestmarke von 40 Toren überbot Lewandowski schon im Vorjahr mit 41 Buden. Sogar die ewige Liga-Bestmarke von 365 Toren ist für Lewandowski (311) in Reichweite – wenn er bei Bayern bleibt.

Von Klaus Bergmann, dpa

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