Die deutschen Spielerinnen sollen mit ihren Erfolgen bei der EM in England für einen Aufschwung beim deutschen Frauenfußball sorgen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

DFB-Präsident Bernd Neuendorf erhofft sich von der Europameisterschaft in England den dringend nötigen Aufschwung im Frauen- und Mädchenfußball.

«Insgesamt müssen wir da besser werden. Da hoffe ich natürlich von den großen Turnieren, wie sie jetzt anstehen, dass das ein Push gibt in die Gesellschaft hinein und dass wir da vorankommen», sagte der 60-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Nachwuchsproblem

Der Deutsche Fußball-Bund kämpft seit Jahren mit Nachwuchsproblemen im weiblichen Bereich. Das Nationalteam hatte mit dem WM-Viertelfinal-Aus 2019 die Olympia-Teilnahme verpasst. In der Bundesliga liegt die durchschnittliche Zuschauerzahl weiter unter 1000, während andere europäische Spitzenligen in allen Bereichen große Fortschritte verzeichnen.

«Frauenfußball steht bei mir ganz oben auf der Agenda. Das muss er auch», versicherte Neuendorf. «Wir haben zwar insgesamt gute Zahlen im Fußball. Aber beim Frauen- und Mädchenfußball muss man einfach sagen, dass wir da deutlich mehr Spielerinnen gebrauchen können. Deutlich mehr Mädchen vor allem, aber auch Schiedsrichterinnen und Trainerinnen.»

Der neue DFB-Boss wird auch beim EM-Auftakt der deutschen Frauen am 8. Juli (21.00 MESZ/ZDF) in London-Brentford gegen Dänemark vor Ort sein. Weitere Vorrundengegner des Teams von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sind Spanien (12. Juli) und Finnland (16. Juli).

Mehr Sichtbarkeit

«Wichtig ist, dass der Frauenfußball sichtbarer wird», sagte Neuendorf. «Unser Ziel ist ja auch, die Weltmeisterschaft 2027 nach Deutschland zu holen. Da werde ich hart für arbeiten, dass das gelingt.» Der DFB bewirbt sich gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden um die Titelkämpfe. Die nächste WM findet 2023 in Australien und Neuseeland statt.

Der DFB hatte schon die WM-Triumphe von 2003 und 2007 sowie den Olympiasieg 2016 nicht für entscheidende Fortschritte nutzen können. Auch der Effekt der Heim-WM 2011 war verpufft.

«Strategie Frauen im Fußball FF27»

Der Deutsche Fußball-Bund hat seit 2010 die Hälfte seiner Mädchenmannschaften verloren. Dies bestätigten DFB-Vertreterinnen bei der Präsentation der «Strategie Frauen im Fußball FF27» in Frankfurt/Main. Der Verband will dem Negativtrend zum Beispiel auch bei den Zuschauern in der weiblichen Bundesliga und beim Nationalteam mit ehrgeizigen Zielen entgegentreten.

«Wir müssen jetzt richtig Gas geben», sagte Doris Fitschen, Gesamtkoordinatorin und Leiterin des Projekts «Frauen im Fußball». Das «FF» in dem 34-seitigen Strategiepapier stehe auch für «Fast forward» («Schnell vorwärts»), die 27 für das zeitliche Ziel zahlreicher Maßnahmen und die WM 2027. Dafür hat sich der DFB gemeinsam mit Belgien und den Niederlande beworben.

Bis dahin will der DFB die Zahl der Fußballerinnen, Schiedsrichterinnen und Trainerinnen jeweils um 25 Prozent erhöhen. Die mediale Reichweite des Frauenfußballs soll sich über alle Plattformen hinweg verdoppeln.

Der DFB setze nach Ansicht seiner neuen Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch mit dem Projekt «ein richtig fettes Ausrufezeichen» rechtzeitig zur am Mittwoch beginnenden Europameisterschaft in England. Laut Ex-Nationalspielerin Fitschen will man die Landesverbände auch unterstützen, «eigene Frauenfußball-Strategien zu entwickeln».

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