Fußball-Nationalspieler Thomas Müller und Ex-Trainer Niko Kovac treffen an diesem Bundesliga-Spieltag aufeinander. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Wiedersehen macht Freude? Der Wohlfühlfaktor von Niko Kovac bei der Rückkehr nach München und dem Kräftemessen mit seinen ehemaligen Bayern-Spielern wie Thomas Müller könnte sich doch stark in Grenzen halten.

Der Tore-Express des Fußball-Serienmeisters um den Heimdebütanten Sadio Mané startete fulminant in die Bundesliga – und der VfL Wolfsburg konnte in München noch nie gewonnen.

Gerade der einst von Kovac zum «Notnagel» degradierte Müller könnte eine spezielle Lust verspüren, den Ex-Chef gebührend willkommen zu heißen. Der Nationalspieler erhofft sich jedenfalls am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) eine «Energie-Intensität und Spielfreude» seines Teams wie beim 6:1-Knallstart vor einer Woche beim Europa-League-Champion Eintracht Frankfurt: «Wir wollen an der Tabellenspitze bleiben!»

Bange machen gilt nicht, lautet die Herangehensweise von Kovac. «Es ist immer wieder schön, dort hinzukommen, wo man selbst gespielt hat oder gearbeitet hat als Trainer», sagte der 50-Jährige: «Deswegen freue ich mich. Bei dem Spiel wird man viele Weggefährten treffen.»

Müller, Neuer oder Kimmich zum Beispiel, die auch schon vor drei Jahren das Bayern-Trikot trugen, als Double-Gewinner Kovac Anfang November nach einer heftigen 1:5-Schlappe in Frankfurt gehen musste – und Nachfolger Hansi Flick die Bayern mit dem rehabilitierten Anführer Müller nur wenige Monate zum Titel-Triple führte.

«Notnagel»-Aussage über Müller

Der frühere Bayern-Kapitän Stefan Effenberg erinnerte an den Bruch zwischen Kovac und Müller aus dem Herbst 2019. «Thomas Müller spielte unter Kovac damals bei Bayern nur eine Nebenrolle und wurde von ihm als ‚Notnagel‘ bezeichnet. Das sitzt bei Müller noch irgendwo im Hinterkopf», schrieb Effenberg in seiner Kolumne bei t-online.de.

Kovac degradierte Müller nicht nur. Er äußerte sich vor einem Spiel auch noch höchst unglücklich über das Bayern-Urgestein. «Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit seine Minuten bekommen.» In Not geriet dann kurz darauf Kovac – und Müllers Gedanken an einen möglichen Vereinswechsel verflogen schnell wieder.

Jetzt könnte Müller die alte Rechnung bei der Kovac-Rückkehr in die Allianz Arena begleichen wollen. Wolfsburg hat in München noch nie gewonnen – es gab satte 23 Niederlagen und zwei Remis. Kovac weiß, was ihm blühen könnte: «Das Schlimmste passiert, wenn man in München auseinanderfällt, dann wird es richtig deftig.» Müller hat mit der neuformierten Bayern-Offensive Bock aufs nächste Spektakel: «Wir sind natürlich sehr variabel vorne. Und es ist schön, wenn das aktuell so gut aufgeht. Es funktioniert sehr gut», sagte der 32-Jährige.

Kovac hält die Mané-Bayern für mindest so gut wie die früheren Lewandowski-Bayern. «Ich habe viel lesen können, dass die Bayern dieses Jahr sehr viel schlechter sind, weil Robert Lewandowski weg ist. Und schon nach einem Spieltag müssen alle zurückrudern», sagte er und betonte: «Das ist für mich der Titelanwärter Nummer 1.»

Nagelsmann bleibt gelassen

Sein Münchner Nach-Nachfolger Julian Nagelsmann kann dem Spiel entspannt entgegenblicken. Er habe keine Veranlassung, seine top harmonierende Elf zu verändern, sagte er. Auch Stars wie Leroy Sané oder ein teurer Neuzugang wie Abwehrchef Matthijs de Ligt müssen sich vor den englischen Wochen auf der Ersatzbank gedulden. «Wir sind noch in der humanen Phase der Saison», bemerkte Nagelsmann. Erst wenn die Champions League startet, wird vermehrt gewechselt.

Nagelsmann beschrieb den Trainer-Kontrahenten Kovac am Freitag als «emotionalen Trainer, der Fußball gerne arbeiten lässt». Viel Arbeit dürfte insbesondere in der Wolfsburger Abwehr nötig sein, um Müller und Kollegen aufzuhalten. Übrigens: Im letzten Duell als Gegner des FC Bayern gewann Kovac 2018 mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal – nach einem völlig überraschenden 3:1 im Finale in Berlin.

Von Klaus Bergmann und Martin Moravec, dpa

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