Torjubel bei den Spaniern, die 7:0 Costa Rica besiegten. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Li Ga/Xinhua/dpa)

Nach einer beeindruckenden Tor-Fiesta zu Spaniens höchstem WM-Sieg nahm sich der Mitfavorit vor dem Gruppenschlager gegen Deutschland kaum Zeit zum Feiern.

Mit einem leichtfüßigen 7:0 (3:0) gegen Costa Rica stimmte sich die Mannschaft von Trainer Luis Enrique auf das Duell mit der DFB-Auswahl ein, die sie dann bereits aus dem Turnier befördern könnte. «Ich weiß nicht, ob wir WM-Favorit sind, aber wir haben sicherlich gute Chancen. Wir haben große Lust, etwas Großes zu schaffen», sagte Doppel-Torschütze Ferrán Torres nach der Partie der ARD. «Wir versuchen immer, unser Spiel aufzuziehen, und heute haben wir das gezeigt.»

Vor 40.013 Zuschauern in Doha trafen am Mittwochabend Dani Olmo von RB Leipzig (11. Minute), Marco Asensio (21.), Torres (Foulelfmeter/31. und 54.), Gavi (74.), Carlos Soler (90.) und Alvaro Morata (90.+2) gegen den überforderten Außenseiter.

«La Roja überrollt Costa Rica»

«La Roja überrollt Costa Rica» titelte die Zeitung Mundo Deportivo online. Leipzigs Olmo freute sich schon auf das Zusammentreffen mit seinen zwei Vereinskollegen Lukas Klostermann und David Raum. «Das Ding ist auf keinen Fall durch», sagte er mit Blick auf das Spiel gegen Deutschland.

Die Analyse von Costa Ricas Trainer Luis Fernando Suarez fiel knapp aus: «Sie haben fantastisch gespielt, wir nicht.» Kein Schuss aufs Tor gelang seinem Team. Nach Angaben von Opta erst das zweite Mal seit 1966, dass dies bei einer WM überhaupt passierte. Auch damals war es Costa Rica, 1990 gegen Brasilien.

König Felipe VI. klatschte genüsslich in der Ehrenloge, auf dem Rasen des Al-Thumama-Stadions machte Spanien im Schongang die erste Titelansage. Den höchsten Sieg bei einer WM hatten sie bis dahin 1998 mit einem 6:1 gegen Bulgarien erzielt. Die Passmaschine lief unentwegt. Zum ersten Mal seit 1966 spielte eine Mannschaft in einer WM-Partie ohne Verlängerung mehr als 1000 Pässe.

Selbstbewusst und stark

Vier Jahre nach dem Achtelfinal-Aus in Russland gegen das Gastgeber-Team und acht Jahre nach dem Scheitern in der Vorrunde als Titelverteidiger in Brasilien traten die Spanier mit dem Selbstbewusstsein und der Stärke eines Mitfavoriten auf. Trainer Luis Enrique setzte im offensiven Mittelfeld auf die Barcelona-Jungstars Gavi und Pedri, die gleich mächtig loslegten. Kapitän Sergio Busquets, der einzig Verbliebene aus dem Weltmeister-Team von 2010, hielt den beiden mit seinen 34 Jahren mühelos den Rücken frei.

Vor allem Pedri glänzte zwei Tage vor seinem 20. Geburtstag schon in der Anfangsphase. Bei seinen feinen Zuspielen verfehlten Olmo und Marco Asensio nur knapp das Tor. Einen Chip des gerade einmal 18 Jahre alten Gavi vollendete Olmo zum 1:0 – Spaniens 100. WM-Tor.

Die Costa Ricaner um Star-Torwart und Kapitän Keylor Navas bekamen überhaupt keinen Zugriff auf den spielfreudigen Gegner. 2014 hatte es die Auswahl der Ticos, wie die gut fünf Millionen Einwohner des mittelamerikanischen Landes genannt werden, überraschend bis ins Viertelfinale geschafft und scheiterten dort erst im Elfmeterschießen an den Niederlanden. Dieses Mal zeigte sich schnell, dass das Team des WM-erfahrenen kolumbianischen Trainers Luis Fernando Suarez allergrößte Mühe hatte, mit den spritzigen Spaniern mitzuhalten.

Costa Ricas Offensive fand nicht statt

Beim 0:2 durch eine Direktabnahme von Real-Profi Asensio nach einer Hereingabe von Jordi Alba brachte Navas zwar noch die Finger an den Ball, mehr aber auch nicht. Der mittlerweile 35 Jahre alte Ersatzkeeper von Paris Saint-Germain musste mit ansehen, wie sein Team Ball und Gegner hinterher hetzte. Ein Foul von Óscar Duarte an Alba führte zum Strafstoß, den Torres souverän nutzte.

Der dreifache Europameister aus Spanien wirbelte weiter. Costa Ricas Offensive um Altstar Joel Campbell fand auch nach der Pause nicht statt, seine Kollegen kamen weiter kaum in die Zweikämpfe. So erhöhte Torres gegen die konfuse gegnerische Abwehr auf 4:0. Der Barça-Stürmer ist der deutschen Mannschaft und Bundestrainer Hansi Flick ohnehin bestens bekannt. Beim 6:0 der Spanier gegen die deutsche Auswahl 2020 erzielte er drei Tore. Für Spaniens Senior Busquets war der Einsatz bereits nach einer guten Stunde beendet: Der ausgewechselte Routinier von Barcelona konnte schon mal Kräfte sparen für das Deutschland-Spiel und von außen mit ansehen, wie Gavi, Soler und Morata noch trafen.

Ulrike John, Jens Marx und Jan Kuhlmann, dpa

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