Die kroatischen Spieler feiern ihren Torhüter Dominik Livakovic. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa)

Elfmeter-Held Dominik Livakovic stöhnte selbst über den Minimalismus seiner kroatischen Standfußballer. Weil der Vize-Weltmeister von 2018 um Superstar Luka Modric im WM-Achtelfinale gegen den unglücklichen Deutschland-Schreck Japan weitestgehend Angriffsfußball verweigerte, war diesmal Torhüter Livakovic gefordert.

«Es ist wichtig zu siegen. Besser ist es, das vorher zu lösen. Das Elfmeterschießen ist immer riskant», sagte der 27 Jahre alte Keeper von Dinamo Zagreb nach seinen drei gehaltenen Schüssen vom Punkt beim 3:1 im Elfmeterschießen in Al-Wakra.

Diesmal stahl Livakovic, der bei der WM vor vier Jahren noch Ersatzkeeper gewesen war, dem enttäuschenden Modric die Show.  «Alle unsere Probleme hat Livakovic gelöst», sagte Kroaties Nationalcoach Zlatko Dalic. «Wir hatten einen fantastischen Torwart. Er war großartig, er hat die Elfmeter auf beeindruckende Art und Weise gehalten.» Modric hingegen war nach 98 Minuten in der Verlängerung ausgewechselt worden und konnte selbst keinen Elfmeter mehr schießen. Im Viertelfinale trifft der WM-Zweite von 2018 auf Rekordweltmeister Brasilien.

Erinnerung an 2018

Erneut scheint es, als würden sich die Kroaten wieder durch das Turnier mogeln. Auch 2018 waren im Achtel- und Viertelfinale zunächst zwei erfolgreiche Elfmeterschießen gegen Dänemark und Russland notwendig, ehe es nach Verlängerung gegen England ins Endspiel von Moskau ging. Erst dort setzte es ein 2:4 gegen Frankreich. Auch vor vier Jahren gegen die Dänen hielt die damalige kroatische Nummer eins Danijel Subasic drei Elfmeter. Außer den beiden Kroaten schaffte dies in der WM-Historie zuvor überhaupt nur der Portugiese Ricardo 2006 gegen England. «Wir haben die Tradition von vor vier Jahren fortgesetzt», sagte Livakovic, der auf dem Pressepodium tief durchschnaufen musste.

Vom einstiegen Glanz ist nicht mehr viel übrig

Stark war es nicht, was Kroatien gegen emsige Japaner zeigte. Schon der Ausgleich des früheren Bundesligaprofis Ivan Perisic in der regulären Spielzeit (55. Minute) fiel wie aus dem Nichts. Zwar waren die Kroaten in der zweiten Halbzeit besser als im ersten Durchgang und gewannen Kontrolle über die Partie. Dennoch war das kroatische Spiel statisch und angesichts der modernen Standards im Welt-Fußball viel zu langsam. Schon in der Vorrunde hatte ein einziges gutes Spiel gegen Außenseiter Kanada (4:1) zum Weiterkommen gereicht. Mit zwei torlosen Unentschieden gegen Marokko und vor allem Belgien hatte sich das Dalic-Team weitergezittert – auch diesmal war viel Glück im Spiel.

«Wir sind auf dem nötigen Level, um wieder weit zu kommen», sagte der Trainer. «Für uns ist diese WM noch längst nicht vorbei.» Doch vom Glanz der WM 2018, als die Kroaten mit drei Siegen und 7:1 Toren ins Achtelfinale gestürmt waren, ist nicht mehr viel übrig. Auch Modric, auf dessen Geniestreiche die Kroaten diesmal vergeblich warteten, ist nicht so unumstritten, dass er die 120 Minuten Kampfspiel gegen Japan hätte durchziehen müssen.

Japan im Angriff viel zu ineffektiv

Der WM-Zweite von 2018 kann von Glück sagen, dass die engagierteren Japaner im Angriff viel zu ineffektiv waren. Mehr als das hochverdiente 1:0 von Daizen Maeda (43.) wollte trotz teils bester Chancen nicht fallen. Damit verpassten die Blue Samurai, die in der Vorrunde die Ex-Weltmeister Deutschland und Spanien jeweils 2:1 geschlagen hatten, im vierten Versuch denkbar unglücklich das erste WM-Viertelfinale überhaupt.

«Aber die Spieler können zuversichtlich sein, weil sie auf der größten Bühne mitgehalten haben. Ich hoffe, sie machen so weiter. Die Spieler haben eine neue Ära des japanischen Fußballs begründet», sagte Japans Nationaltrainer Hariyeme Moriyasu, der seine Fehlschützen Takumi Minamino, Kaoru Mitoma und Schalkes Maya Yoshida trotz der schwachen Elfmeter in Schutz nahm. Schon vor der Partie war der emotionale Coach den Tränen nahe.

«Ich glaube, Kroatiens Torhüter war einfach großartig», sagte Moriyasu, obschon Livakovic selbst gestand: «Es waren keine perfekten Elfmeter, ich konnte sie gut parieren.» Für den WM-Zweiten verwandelte dann Joker Mario Pasalic den entscheidenden Elfmeter.

Carsten Lappe, Patrick Reichardt und Miriam Schmidt, dpa

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