Ist mit Polen im Spiel gegen Frankreich nicht der Favorit: Robert Lewandowski. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Ding Xu/Xinhua/dpa)

Vor seinem größten WM-Spiel mit Polens Fußball-Nationalmannschaft und dem Superstar-Gipfel gegen Kylian Mbappé zeigte sich Robert Lewandowski mit seinen zwei Töchtern in den Armen.

Seine «kleinen Unterstützerinnen» sollen dem Weltfußballer Glück für eine nahezu aussichtslose Turnier-Mission bringen: Nach dem erstmaligen Einzug Polens in ein WM-Achtelfinale seit 1986 ist dort am Sonntag (16.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) Weltmeister Frankreich der Gegner. Gegen das Team um den Star-Angreifer von Paris Saint-Germain soll Lewandowski nach Wunsch seines Trainers vom Samstag durch die Teamkollegen in Position gebracht werden.

«Das ist eine große Herausforderung für uns. Wir müssen das genießen und unser Bestes versuchen», sagte Lewandowski, der nach dem erreichten WM-Ziel und vor dem ungleichen Kräftemessen mit der Équipe Tricolore oft mit einem glücklichen Lächeln zu sehen war. Nach dem mit 0:2 verlorenen Weltfußballer-Vergleich mit Lionel Messi und Argentinien dürfte Mbappé mit Frankreich im Normalfall die eine oder andere Nummer zu groß für Polen und Lewandowski sein. «Wir wissen, welche Spieler sie haben», sagte Lewandowski mit Blick auf die imposante französische Auswahl, die eben noch mehr ist als «nur» Mbappé.

Lewandowski hat einen außergewöhnlich guten Abschluss

Dazu könnten es im Al-Thumama ausgerechnet langjährige Mitspieler sein, die Lewandowski den nächsten K.o. auf ruhmreicher Fußball-Bühne zufügen. Nachdem der Kapitän der polnischen Nationalmannschaft mit seinem neuen Club FC Barcelona gegen den FC Bayern 0:2 und 0:3 abgefertigt wurde, steht der 34-Jährige wieder zum Teil langjährigen Mitspielern wie Kingsley Coman, Benjamin Pavard und Dayot Upamecano, gegenüber. Der zweikampfstarke Münchner Verteidiger Lucas Hernández, potenzieller direkter Gegenspieler, fehlt verletzt. Pavard hockte zuletzt von Trainer Didier Deschamps hart gerügt nur auf der Bank – ob er gegen Lewandowski wieder ran darf?

«Robert Lewandowski ist ein sehr guter Strafraumspieler mit einem außergewöhnlich guten Abschluss», sagte der langjährige Lewandowski-Vorlagengeber Coman mit Blick auf seinen einstigen Abnehmer. Beim 0:2 von Lewandowski gegen Messi war die langjährige Münchner Torgarantie aber praktisch nicht in gefährlicher Position am Ball und blieb als «erster Verteidiger» seiner Auswahl ohne Torchance.

«Gegen Frankreich zu spielen bedeutet, dass wir davon träumen müssen, Tore zu erzielen», sagte Trainer Czeslaw Michniewicz. «Wir müssen die Stürmer besser in Position bringen. Normalerweise schießt man keine Tore aus der eigenen Hälfte.» 

Die Polen – und erst recht die ehemaligen Bayern-Kollegen – wissen: Es braucht nur diesen einen einzigen Moment, und Lewandowski macht ein Tor – womöglich ein entscheidendes. «Am besten ist, wenn er gar nicht erst am Ball ist», sagte Coman lachend. 

Frankreich ist viel mehr als nur Mbappé

Polens große Hoffnung auf das Viertelfinale, das die Auswahl bei der EM 2016 schon einmal erreichte, ist Lewandowski, der sein erstes und bislang einziges WM-Tor in Katar emotional bejubelte. Und Frankreich? Frankreich ist viel mehr als nur Mbappé. Der Weltmeister besticht durch Klasse von vorne bis hinten, zählt neben Argentinien und Brasilien zu den großen Favoriten. «Sie sind Weltmeister und wollen einen weiteren Titel gewinnen», sagte Lewandowski.

Anders als Weltfußballer Lewandowski oder der verletzte französische Ballon d’Or-Gewinner Karim Benzema hat Mbappé noch keine große Einzelauszeichnung in seiner Profi-Vita. «2018 war er jung. Er ist immer noch jung. Aber er ist vier Jahre älter. Er übernimmt mehr Verantwortung», hob Deschamps Vorzüge des genialen Vollspeed-Fußballers hervor. Dieser sei eine «Lokomotive» für die ganze Mannschaft. «Und er ist ein echter Teamplayer», ergänzte Deschamps.

Viele sind sich sicher: Dass Benzema mit seiner erdrückenden Präsenz nicht mehr dabei ist, beflügelt Mbappé. Und dieser hat die nächsten Wochen insgeheim vermutlich wie folgt ausgemalt: Zwei Tage nach dem WM-Finale will er als bester Spieler des Turniers und Weltmeister seinen 24. Geburtstag feiern.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Frankreich: 1 Lloris – 5 Koundé, 4 Varane, 2 Upamecano, 22 Theo Hernández – 8 Tchouameni, 14 Rabiot – 11 Dembélé, 7 Griezmann, 10 Mbappé – 9 Giroud

Polen: 1 Szczesny – 2 Cash, 15 Glik, 14 Kiwior, 18 Bereszynski – 10 Krychowiak, 6 Bielik – 7 Milik, 20 Zielinski, 24 Frankowski – 9 Lewandowski

Schiedsrichter: Jesús Valenzuela (Venezuela)

Christian Kunz und Holger Schmidt, dpa

Von