Der BVB kassierte im Titelrennen einen herben Rückschlag. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Der aufmunternde Applaus der mitgereisten BVB-Fans konnte die völlig enttäuschten Dortmunder Spieler kaum aufrichten, doch Trainer Edin Terzic demonstrierte direkt wieder Kampfgeist. Er zeigte den Anhängern vier Finger, um ihnen nach dem unerwarteten Rückschlag im Meisterkampf zu signalisieren: Wir geben auch in den vier verbleibenden Saisonspielen nicht auf!

Doch durch das enttäuschende 1:1 (1:1) im Derby beim VfL Bochum hat der Bundesliga-Tabellenführer die beste Ausgangsposition seit Jahren womöglich verspielt. Der Verfolger aus München kann mit einem Heimsieg über Schlusslicht Hertha BSC am Sonntag wieder vorbeiziehen.

«Das ist sehr enttäuschend. Wir wussten, dass wir es in eigener Hand haben, wenn wir alle Spiele gewinnen», sagte BVB-Torhüter Gregor Kobel bei DAZN: «Das Stadion war mit vielen Emotionen dabei, wir haben trotzdem sehr viele Chancen gehabt, um zu gewinnen.» Im Titelkampf sei zwar «noch nichts verloren. Aber es ist ein Rückschlag». Die hämischen Gesänge der VfL-Fans «Deutscher Meister wird nur der FCB» trugen zusätzlich zum Frust aller Dortmunder bei.

Vor 26.000 Zuschauern im ausverkauften Ruhrstadion riss der Bochumer Torschütze Anthony Losilla (5. Minute) den BVB aus allen Träumen von der ersten Meisterschaft seit 2012. Auch der postwendende Treffer von Karim Adeyemi (7.) konnte nichts daran ändern, dass die Dortmunder wettbewerbsübergreifend zum sechsten Mal in Serie auswärts ohne Sieg blieben.

Dagegen hatte der Tabellen-15. aus Bochum allen Grund zur Freude. Nach dem überraschenden Punktgewinn in einem über weite Strecken umkämpften Revierderby schöpft der Club neuen Mut im Kampf um den Klassenverbleib.

Losilla trifft aus 17 Metern perfekt in den Winkel

«Freitagabend, Derby, die eine Mannschaft möchte deutscher Meister werden, die andere will in der Liga bleiben – es gibt nichts Besseres», hatte VfL-Trainer Thomas Letsch kurz vor dem Anpfiff gesagt. Und die Teams boten dem Publikum vom Start weg viel Spektakel und erzielten mit ihren ersten Chancen jeweils ein Tor.

Bei der frühen Bochumer Führung traf Losilla aus knapp 17 Metern den Ball perfekt in den Winkel, BVB-Torhüter Kobel streckte sich vergeblich. Vorausgegangen war ein erfolgreiches Dribbling von Takuma Asano, der beim VfL den Vorzug vor Simon Zoller erhalten hatte, gegen Raphael Guerreiro.

Doch die Antwort des Titelanwärters, bei dem Kapitän Marco Reus einen Tag nach seiner Vertragsverlängerung erneut nicht in der Startelf stand, folgte prompt: Nach einem langen Ball verschätzte sich Danilo Soares auf Dortmunds rechter Angriffsseite, sodass Donyell Malen durchbrechen und den Ball scharf nach innen passen konnte. Sébastien Haller berührte ihn mit der Fußspitze, über die Linie drückte ihn aber Adeyemi zum 1:1.

Bellingham und Adeyemi vergeben Chancen zum 2:1

In der Folge war die von Letsch als «Weltauswahl» betitelte BVB-Mannschaft um Spielkontrolle bemüht und kam zu weiteren Chancen. In der 26. Minuten hatten Jude Bellingham und Adeyemi bei einer Doppelchance nach einem Konter Dortmunds zweiten Treffer auf den Füßen. Den Schuss von Bellingham parierte der zuletzt stark kritisierte VfL-Torhüter Manuel Riemann stark. Mit dem sehr auffälligen Adeyemi hatten die Gastgeber erkennbar ihre Probleme.

Doch der BVB offenbarte auch Schwächen im Umschaltspiel, was Asano (35.) und Philipp Hofmann (43.) beinahe bestraft hätten. Insgesamt präsentierten sich die Bochumer im Vergleich zur 1:5-Heimpleite eine Woche zuvor gegen den VfL Wolfsburg stark verbessert. Der Dortmunder Spiellust setzten sie Zweikampfstärke und Lauffreude dagegen und suchten auch den Weg nach vorn. Nichts anderes hatte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl erwartet: «Sie werden kratzen, beißen und alles tun.»

BVB bleibt Elfmeter verwehrt

Auch nach dem Seitenwechsel verteidigte der VfL kompakt und leidenschaftlich. Bei den Dortmundern fehlten oft die Ideen im letzten Drittel des Spielfeldes, der rutschige Rasen durch den zunehmenden Regen erschwerte außerdem ihr Kombinationsspiel. Pech hatten die Gäste, als ihnen ein Elfmeter nach einem Einsteigen von Soares gegen Adeyemi im Strafraum verwehrt blieb (65.). BVB-Trainer Terzic regte sich am Seitenrand über diese Entscheidung mächtig auf.

Etwa eine Viertelstunde vor Schluss brachte Terzic in Reus und Youssoufa Moukoko zwei frische Offensivkräfte – und das machte sich sofort bezahlt. Moukoko (75.) hatte nach Pass von Reus die große Chance zum 2:1 für die Dortmunder, die den Druck deutlich erhöhten. Mats Hummels erzielte kurz vor Ende der regulären Spielzeit aber nur noch ein Abseitstor.

Heinz Büse, Thomas Eßer und Jörg Soldwisch, dpa

Von