Lautaro Martínez schießt Inter Mailand ins Finale der Champions League. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Oliver Weiken/dpa)

Edin Dzeko und Co. machten vor der Curva Nord Jubelsprünge, die Inter-Tifosi skandierten: «Wir fahren nach Istanbul!» Inter Mailand greift 13 Jahre nach dem Champions-League-Triumph über den FC Bayern wieder nach der europäischen Fußball-Krone.

Dank eines Halbfinal-Erfolgs im «Euroderby» von Mailand über den Stadtrivalen AC Milan stürmten die abgezockten Nerazzurri ins Endspiel von Istanbul. Die Mannschaft von Coach Simone Inzaghi gewann am Dienstag das Halbfinal-Rückspiel dank Lautaro Martinez mit 1:0 (0:0) – der Weltmeister hatte am Wochenende geheiratet und ließ sein Team nach dem 2:0-Erfolg im ersten Duell durch sein Tor in der 74. Minute erneut jubeln. Der AC verkaufte sich lange teuer, konnte eine souveräne Inter-Defensive aber nicht knacken.

Inter zuletzt 2010 im Champions-League-Finale

Zum sechsten Mal in seiner Vereinshistorie steht Inter im Endspiel der Champions League respektive dem Pokal der Landesmeister. Gegen Manchester City oder Real Madrid, die das zweite Halbfinale bestreiten, soll am 10. Juni im Finale am Bosporus der vierte Königsklassen-Erfolg her. Letztmals war das den Mailändern 2010 im Endspiel von Madrid gegen die Bayern (2:0) gelungen.

Bei Milan ist dagegen der Traum von einem erneuten Coup dahin. «Es ist sehr enttäuschend, wenn man schon im Halbfinale steht. Ich freue mich zwar, dass ich gespielt habe, aber die Enttäuschung ist größer», sagte der deutsche U21-Nationalspieler Malick Thiaw bei Amazon Prime Video.

Vor 75.567 Zuschauern im ausverkauften Fußball-Tempel in San Siro stand für die beiden Erzrivalen nicht weniger als das Schicksal auf dem Spiel – das kündigte zumindest die «Gazzetta dello Sport» mächtig fatalistisch an. Anders als noch im ersten Duell, als Inter schon nach gut zehn Minuten mit zwei Toren in Führung lag und den Gegner vorführte, entwickelte sich diesmal ein Duell auf Augenhöhe. 

Diaz mit der ersten Großchance

Milan übernahm die Initiative, fest entschlossen, das Duell doch noch zu drehen. Dass die Aufgabe riesengroß war, zeigte ein Blick in die Historie: Bislang war es erst einem Team gelungen, zwei oder mehr Tore nach einem Halbfinal-Hinspiel noch aufzuholen (Liverpool machte 2019 ein 0:3 in Barcelona durch ein 4:0 daheim wieder wett). Coach Stefano Pioli gab sich optimistisch.

Die erste Großchance der nominellen Gäste durch Brahim Diaz vereitelte Inter-Schlussmann Andre Onana (11. Minute) – weil der Aktion aber ein Foul von Milans Abwehrspieler Theo Hernandez an Europameister Nicolò Barella vorausging, wäre ein möglicher Treffer wohl vom VAR zurückgenommen worden. Auf der Gegenseite zwang just Barella AC-Keeper Mike Maignan zu einer Glanztat; Schiedsrichter Clement Turpin aus Frankreich pfiff aber Abseits.

Die Fans und reichlich Fußball-Prominenz auf den Rängen wie UEFA-Präsident Aleksander Ceferin oder etliche Alt-Profis bekamen kurz vor der Pause zu sehen, warum der AC Mailand derart dem Comeback von Rafael Leão entgegengefiebert hatte. Im Hinspiel hatte der Portugiese noch verletzt gefehlt – nun tauchte er nach einem seiner unwiderstehlichen Sprints allein vor Onana auf, schoss aus spitzem Winkel aber knapp am langen Pfosten vorbei (38.). 

Lautaro Martinez entscheidet das Duell

Neben Leão war auch Thiaw neu in die Startelf gekommen und bekam es in der Innenverteidigung mit Argentiniens Weltmeister Martinez und Ex-Bundesliga-Profi Edin Dzeko – den überragenden Torschützen des Hinspiels – zu tun. Just Dzeko stand erneut kurz vor der Führung, seinen Kopfball aber parierte Maignan mit einem starken Reflex (39.).

Auch nach dem Seitenwechsel bemühte sich Milan, offensiv wurde es aber immer harmloser. Als Martinez einen unentschlossenen Moment der AC-Abwehr zum 1:0 ausnutzte, war das Duell entschieden. Der Stürmer setzte den Ball in die kurze Ecke, AC-Keeper Mike Maignan machte keine gute Figur.

Manuel Schwarz und Stefan Tabeling, dpa

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