Am Dienstag startet Bundestrainerin Voss-Tecklenburg mit dem DFB-Team in die Vorbereitung auf die Fußball-WM. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Memmler/Eibner Pressefoto/dpa)

Nach dem Abstellungsstreit mit dem FC Bayern hofft Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nun auf eine störungsfreie Vorbereitung zur Fußball-WM.

Erst einmal ohne die Münchnerinnen Lea Schüller, Klara Bühl, Lina Magull, Carolin Simon und Sydney Lohmann sowie Chelsea-Torhüterin Ann-Katrin Berger trifft sich am Dienstag der vorläufige WM-Kader zum ersten von zwei Trainingslagern in Herzogenaurach. Dort geht es zunächst um den internen Konkurrenzkampf – und natürlich um den taktischen, körperlichen und spielerischen Schliff.

Aus 28 mach‘ 23, so heißt am Ende die Aufgabe für Voss-Tecklenburg. Nach den Länderspielen am Samstag gegen Vietnam in Offenbach (18.15 Uhr/ZDF) sowie am 7. Juli (20.30 Uhr/ARD) in Fürth gegen Sambia und dem Ende der zweiten Vorbereitungsphase (1. bis 8. Juli) wird das endgültige Aufgebot benannt.

Großer Favoritenkreis

«Der Kader ist sehr, sehr gut bestückt. Wir haben wirklich das Zeug dazu, eine sehr, sehr entscheidende Rolle bei dem Turnier zu spielen», sagte die 55-Jährige. Immer wieder aber erinnert Voss-Tecklenburg auch daran, dass der Kreis der Favoriten bei dem Turnier in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) mit den europäischen Spitzenteams sowie Titelverteidiger USA und Olympiasieger Kanada sehr groß sei.

Abflug nach Australien ist am 11. Juli, das erste Gruppenspiel steht am 24. Juli in Melbourne gegen Marokko an (10.30 Uhr MESZ, ZDF), ehe es dann gegen Kolumbien und Südkorea geht. Schon im Achtelfinale droht mit Frankreich oder Brasilien ein hochkarätiger Gegner. «Wir wollen den gleichen Flow hinbekommen wie bei der Europameisterschaft in England, um den Titel mitspielen und das Finale bestreiten», sagte die Bundestrainerin.

Als gesetzt im Team gelten EM-Stammkräfte wie Kapitänin Alexandra Popp, Stammkeeperin Merle Frohms, Svenja Huth, Lena Oberdorf und Kathrin Hendrich (alle VfL Wolfsburg) sowie die Bayern-Asse um Schüller und Magull. Fünf Spielerinnen werden noch gestrichen. Entschieden wird dabei auch über die dritte WM-Torhüterin hinter Frohms und Berger: Die Frankfurterin Stina Johannes und Ena Mahmutovic vom MSV Duisburg kämpfen um diesen Platz.

Leicht dürften Voss-Tecklenburg die Personalfragen nicht fallen. «Natürlich fasst mich das an, ich mag meine Spielerinnen. Natürlich lässt mich das nicht kalt, diese Klarheit auszusprechen. Da brauche ich manchmal etwas länger. Das kann ich nicht an andere delegieren», sagte sie im «Kicker-Podcast».

Zwist mit FC Bayern

Angefasst wirkte Voss-Tecklenburg auch nach dem Zwist mit dem FC Bayern. Der hatte seinen Meisterspielerinnen aus gesundheitlichen Gründen mehr Zeit zum Regenerieren eingeräumt, als zunächst mit dem DFB vereinbart worden war. «Wortbruch», warf Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften, dem Club in der unrühmlichen Causa gar vor. «Natürlich bringt das unsere Vorbereitung durcheinander, und zwar auf vielen Ebenen», kommentierte die Bundestrainerin. Die Münchnerinnen werden erst am Freitag in Herzogenaurach erwartet.

Die in den ersten Tagen fehlende Quantität fängt Voss-Tecklenburg mit dem nachnominierten Trio Janina Minge (SC Freiburg), Carlotta Wamser (Eintracht Frankfurt) sowie Melissa Kössler (TSG Hoffenheim) auf, das bis 28. Juni im DFB-Quartier aushelfen soll. Zwischenzeitlich stehen der Bundestrainerin also sogar 31 Spielerinnen zur Verfügung.

Ein anderes leidiges Thema ist mit dem spät abgewendeten TV-Blackout vom Tisch. ARD und ZDF hatten vergangene Woche über die European Broadcasting Union (EBU) eine Übereinkunft erzielt. «Ein Blackout konnte verhindert werden. Dies ist für die weitere Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland von enormer Bedeutung», teilte DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit. Und Voss-Tecklenburg sagte: «Ich bin einfach nur erleichtert, dass unsere WM-Spiele im deutschen TV sichtbar sein werden, jetzt können wir mit noch mehr Schwung und positiver Energie in die Vorbereitung und in die Weltmeisterschaft gehen.»

Ulrike John und David Joram, dpa

Von