Die Bayern um Jamal Musiala (r) verloren den Test gegen Man City. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Shuji Kajiyama/AP/dpa)

Thomas Tuchel saß im Keller des riesigen Olympiastadions von Tokio auf einem kleinen Podium und ärgerte sich über das späte Siegtor von Manchester Citys Aymeric Laporte. Aber zu arg hadern mochte der Trainer des FC Bayern nach dem mit 1:2 (0:1) verlorenen Härtetest gegen den Champions-League-Sieger und dem Fehlstart auf der Asienreise nicht.

«Okay, das Ergebnis können wir verkraften in dem Moment der Vorbereitung», lautete Tuchels Fazit. Schnell zog es den Bayern-Tross um Kapitän Joshua Kimmich ins klimatisierte Teamhotel in der Innenstadt.

Den Reisestrapazen, der Zeitumstellung und den schwierigen klimatischen Bedingungen mit immer noch 30 Grad beim Anpfiff hatten die Bayern-Profis vor 65.048 Zuschauern durchaus beachtlich getrotzt. Zumal noch am Vormittag trainiert worden war. «Dafür war es ordentlich», resümierte Tuchel. Kurz vor Laportes Treffer in der 86. Minute hatte Bayerns Sturmjuwel Mathys Tel sogar noch ausgleichen können (82.). Der ebenfalls 18-jährige James McAtee (21.) traf vor der Pause für Pep Guardiolas Starensemble zum 1:0.

Leerstelle im FCB-Sturmzentrum offensichtlich

Das Spiel, bei dem Tuchel zur Halbzeit komplett durchwechselte und Nationalspieler Leon Goretzka erst in der B-Elf der zweiten Hälfte mit zahlreichen Nachwuchsakteuren aufbot (ein Signal?), war bis auf das Ergebnis kein Ärgernis. Das Geschehen auf dem Platz war aber gerade vor der Pause mit Bayerns erster Elf vor allem ein weiteres starkes Votum für einen Transfer von Harry Kane. Die Leerstelle im Sturmzentrum wurde bei etlichen Angriffszügen offensichtlich: Den Münchnern fehlt vorne einfach ein Mann, der verlässlich Tore macht.

«Das ist kein Geheimnis, dass wir einen Neuner suchen. Das ist keine neue Erkenntnis», antwortete Tuchel angesprochen auf den auserkorenen Königstransfer Kane von den Tottenham Hotspur. «Wir haben uns in der ersten Hälfte nicht belohnt», sagte Tuchel – und mit Blick auf das Gegentor, bei dem Dayot Upamecano schlecht verteidigte, «bestraft».

Nur 32 Stunden nach der Ankunft in Japan mussten die Münchner Profis um den neben Kimmich im Mittelfeld aufgebotenen Neuzugang Konrad Laimer gleich gegen Europas derzeit beste Mannschaft antreten. Es war ein gutes Kräftemessen, auch wenn Guardiola wie Tuchel ebenfalls fleißig wechselte und Topstars wie Erling Haaland nur eine Hälfte spielten.

Bayern im Abschluss unglücklich

Offensiv blitzte gerade vor der Pause das enorme Bayern-Vermögen auf, gerade bei den sehr agilen Nationalspielern Jamal Musiala und Leroy Sané, die bei ihren Abschlüssen glücklos waren. Als ein technisch brillant getretener Freistoß von Sané an die Latte krachte, ging ein Raunen durchs weite Stadionrund. «Wir müssen anfangen, die Bälle reinzumachen», mahnte Musiala, als er explizit auf Kane angesprochen wurde, der natürlich «ein Topspieler» sei.

City war vorm Tor effektiver. Der wechselwillige Yann Sommer, der zunächst den noch nicht fitten Kapitän Manuel Neuer vertrat, parierte einen Schuss von Argentiniens Weltmeister Julian Alvarez stark. Der 20-jährige McAtee staubte ab. Der vom FC Bayern umworbene Kyle Walker (33) lief als Kapitän bei City auf und demonstrierte mit Schnelligkeit und Abgeklärtheit seine Qualitäten, die er künftig im Münchner Trikot darbieten soll.

Neben Marketing-Tätigkeiten bleiben Tuchel nun zwei weitere Tage Training, bevor am Samstag erneut in Tokios Nationalstadion der japanische Erstligist Kawasaki Frontale der zweite Testspielgegner ist. Dann wird wohl auch der 50 Millionen Euro teure Zugang Min-Jae Kim sein Debüt im Bayern-Trikot erleben. Das Man-City-Spiel kam laut Tuchel «noch zu früh».

Von Klaus Bergmann, dpa

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