Bayerns Matchwinner Frans Krätzig stemmt den Pokal in die Höhe. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Danial Hakim/AP/dpa)

Sogar Jürgen Klopp kam extra zu Frans Krätzig und flüsterte Bayerns Überraschungs-Matchwinner nach dessen Traumtor etwas ins Ohr.

«Ich glaube, er war überrascht, dass ich so schießen kann. Damit hat er nicht gerechnet», erzählte Krätzig aufgekratzt nach dem 4:3 (2:2) des deutschen Fußballs-Meisters gegen den FC Liverpool von den Worten des berühmten deutschen Trainers. Der 20 Jahre alte Krätzig hatte als Joker den fulminanten Schlusspunkt auf der zehntägigen Asienreise des FC Bayern gesetzt.

Frans (mit s) Krätzig, diesen Namen sollte man sich womöglich merken. Zumindest am Mittwochabend im Nationalstadion von Singapur war der weithin unbekannte Youngster aus dem Münchner Amateur-Team plötzlich der «Man of the Match». Dazu durfte er glücklich strahlend die «Singapore Trophy» bei der Siegerehrung hochrecken.

Lob von allen Seiten

Sein fulminanter 20-Meter-Schuss in den Winkel war unhaltbar für Liverpools Torwart Alisson und krönte das Sieben-Tore-Spektakel beider Mannschaften. Seine Glanztat schilderte der gebürtige Nürnberger so: «Ich habe gedacht, einfach drauf, entweder fliegt der Ball in den Himmel oder in den Knick. Diesmal ging er zum Glück so rein.»

Nicht nur Klopp staunte, auch die prominenten Teamkollegen waren beeindruckt von Krätzigs linker Klebe. «Auch wenn es nur ein Testspiel war, ist es nicht so schlecht, wenn man in der 92. Minute das 4:3 gegen Liverpool mit so einer Bude macht», meinte Kapitän Joshua Kimmich. «Das ist schön für einen Jungen wie Frans, so ein Tor zu machen. Und das 4:3 war wichtig», sagte Abwehrstar Matthijs de Ligt. Der Niederländer ergänzte: «Das Wichtigste für ihn ist jetzt, dass er weiter arbeitet, geduldig bleibt, dass er gut trainiert.»

Thomas Tuchel mahnte bei der Frage nach einer großen Bayern-Zukunft von Newcomer Krätzig, nicht gleich zu arg zu übertreiben. Aber auch der Trainer lobte Krätzig, der schon gegen Manchester City (1:2) und Kawasaki Frontale (1:0) auffällig agiert hatte: «Er ist ein netter Kerl, ein guter Charakter. Er agiert klug auf dem Platz. Er hat es von Tag eins auf der Tour im Training und in den Spielen sehr gut gemacht. Und er hat es spektakulär beendet», sagte Tuchel und schloss: «Wir sind sehr froh, wir werden ihn weiter antreiben.»

Der Asien-Trip kam unverhofft

Krätzig nutzte, wie es so oft im Fußball vorkommt, die Gunst des Augenblicks. Nur weil sich Neuzugang Raphaël Guerreiro kurz vor dem Asientrip verletzt hatte (Muskelfaserriss), durfte er einspringen und als zweiter Linksverteidiger neben Alphonso Davies mitreisen.

2017 kam der Franke aus der Jugend des 1. FC Nürnberg zum Bayern-Nachwuchs, durchlief die U16, U17 und U19. «Ich bin unglaublich froh und glücklich, diese Möglichkeit bekommen zu haben, um sich zu zeigen», sagte Krätzig zum unverhofften Asien-Trip mit dem Profiteam.

Nach der Rückkehr nach München heißt sein Alltag wieder FC Bayern II und Regionalliga. «Meine Hauptaufgabe sind die Amateure, darauf konzentriere ich mich», sagte Krätzig zu seiner kurzfristigen Zukunft. Träumen von mehr ist freilich erlaubt. «Wenn was passiert, passiert etwas», sagte der Star für einen Sommerabend in Singapur. 

Von Klaus Bergmann, dpa

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