Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist mit der Nationalmannschaft bei der WM bereits in der Gruppenphase gescheitert. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Alexandra Popp war eine der Ersten, die sich zurückmeldete.

Die Kapitänin der kläglich gescheiterten DFB-Auswahl bedankte sich in den sozialen Medien für die Unterstützung – und gab ein Versprechen.

«Wir werden aufstehen und wiederkommen», schrieb die 32-Jährige unter das Bild eines gebrochenen Herzens. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hatte noch im Teamquartier in Wyong in Teilen ähnlich geklungen und weit vor der internen Analyse angekündigt, trotz des historischen Vorrunden-Aus bei der Fußball-WM im Amt bleiben zu wollen.

Irgendwann in den kommenden zwei Wochen wird sich das Krisenzentrum wieder an den Campus des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt/Main verlagern. «Wir sind weit weg davon zu sagen: weiter so», sagte Voss-Tecklenburg während der fast einstündigen Abschlusspressekonferenz in Australien mit Joti Chatzialexiou, dem Leiter Nationalmannschaften beim krisengebeutelten DFB. Die Turnieranalyse werde «leidenschaftlich» und «intensiv».

Neuendorf spricht Bundestrainerin Vertrauen aus

Welche Schlüsse oder gar Konsequenzen aus dem erstmaligen WM-Aus vor der K.-o.-Runde gezogen werden, scheint offen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat der Bundestrainerin bereits das Vertrauen ausgesprochen («Ich bin von ihr überzeugt»), Voss-Tecklenburg selbst gab sich kämpferisch und sagte: «Ich bin noch nie weggelaufen, wenn es schwierig wird. Deshalb habe ich weiter den festen Willen, mit allen Beteiligten die nächsten Schritte im deutschen Frauenfußball zu gehen.»

In ihren ersten Erklärungsversuchen wehrten sich Voss-Tecklenburg und Chatzialexiou gegen das Bild eines zerrissenen Nationalteams. «Wir haben das in den letzten zwei, zweieinhalb Jahren nicht so erlebt», sagte die Bundestrainerin und erklärte ausführlich, wie gerade Führungsspielerinnen ihre Überlegungen eingebunden würden. «Wenn wir Risse vorher erlebt hätten (…), dann hätte man sich dem gestellt.»

Chatzialexiou: «Sehe eine sehr gefestigte Mannschaft»

Die «Bild»-Zeitung hatte berichtet, dass große Teile des WM-Kaders mit Voss-Tecklenburg und ihren Co-Trainern nicht zufrieden seien. Chatzialexiou äußerte, deshalb sei «direkt» der Spielerinnenrat zusammengerufen worden. «Ich sehe eine sehr gefestigte Mannschaft», sagte der 47-Jährige, dessen Rolle beim WM-Aus in Frankfurt ebenso untersucht werden dürfte. Für die Männer-Auswahl von Bundestrainer Hansi Flick, der bleiben durfte, wurde nach dem WM-Aus Rudi Völler als Sportdirektor installiert. Wie bei den Männern wurde am Samstag (Ortszeit) die Quartierwahl im Nirgendwo kritisch hinterfragt.

Noch deutlich stärker als vor fast genau acht Monaten bei den Männern drängt bei Voss-Tecklenburgs Auswahl die Zeit. Bereits in wenigen Wochen geht es um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Am 22. September steht das erste Nations-League-Spiel in Dänemark an, am 26. September treffen die Vize-Europameisterinnen in Bochum auf Island. Weiterer Gegner ist Wales. Nur zwei europäische Teams erhalten das Ticket für die Sommerspiele.

«Es ist wichtig, den Blick wieder nach vorne zu richten und zu zeigen, dass wir diese Schmach wettmachen können», sagte Chatzialexiou. 2016 in Rio de Janeiro hatten die deutschen Frauen mit Trainerin Silvia Neid Gold geholt, mit dem Viertelfinal-Aus 2019 bei der WM in Frankreich unter Voss-Tecklenburg aber die Spiele in Tokio verpasst.

«Paris is calling you!» (in etwa: Paris ruft!), kommentierte der TV-Moderator Elton, der die DFB-Auswahl in Australien besucht hatte, Popps Worte bei Instagram. Ihr Versprechen dürfte bei ihren Fans die Hoffnung ausgelöst haben, dass auch sie im Nationalteam weitermacht. Der zweite Platz bei der EM im vergangenen Jahr hatte große Begeisterung rund um das Team um Kapitänin Popp ausgelöst.

Auch bei der Bundesliga herrscht Redebedarf

«Ich spüre es zumindest so, dass die Fans, und die sind die, die das tragen und leben, eher das Gefühl haben: jetzt erst recht», antwortete Voss-Tecklenburg auf die Frage nach möglichen negativen Auswirkungen auf die Entwicklung des Frauenfußballs. Die Bundesliga startet Mitte September, und auch da gibt es noch Redebedarf.

«Ein vertrautes Miteinander ist sehr, sehr entscheidend. Wir müssen in Zukunft Hand in Hand arbeiten, weil es sonst keinen Erfolg für die Nationalmannschaft gibt», sagte Chatzialexiou. Der FC Bayern hatte seine Fußballerinnen fünf Tage später zur ersten WM-Vorbereitung nach Herzogenaurach gelassen als die anderen Spielerinnen, was beim Verband für Riesenärger gesorgt hatte. Chatzialexiou sprach damals sogar von einem «Wortbruch», am Samstag sagte er: «Natürlich hat es auch Einfluss gehabt auf unsere Vorbereitung.»

Von Jan Mies und Ulrike John, dpa

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