Dortmunds Spieler bedanken sich nach dem Heimsieg gegen den 1. FC Köln bei den Zuschauern für deren Unterstützung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Erst ein spätes Glückstor bescherte den Duselsieg. Ungetrübte Freude über den erfolgreichen Saisonstart verspürten die Dortmunder deshalb nicht. «Wir sind nicht zufrieden, aber glücklich», beschrieb Neuzugang Felix Nmecha die Gefühlslage aller Beteiligten zwischen Nachdenklichkeit und Erleichterung.

Der erste Schritt auf der Mission zur Überwindung des Titeltraumas fiel sichtlich schwer. 84 Tage nach der verspielten Meisterschaft quälte sich das Team von Fußball-Lehrer Edin Terzic zu einem 1:0 (0:0) über den 1. FC Köln. Der kuriose Treffer von Donyell Malen (88. Minute) bewahrte den Tabellenzweiten der vergangenen Spielzeit zwar vor weiterem Frust, konnte die Sorge vor einer kniffligen Saison aber nicht vertreiben.

Dortmund mit dem glücklichen Ende gegen Köln

Das Tor des Niederländers gegen die couragierten und in der 2. Halbzeit besseren Kölner passte ins Bild eines schmeichelhaften Erfolges. Nur wenige Minuten zuvor hatte der Bundesliga-Topscorer des bisherigen Jahres 2023 zur Auswechslung an der Seitenlinie bereitgestanden, war aber auf dem Rasen geblieben, weil Terzic kurzfristig umdisponieren musste. «Donny, und das ist die verrückte Geschichte des Spiels, sollte eigentlich gar nicht mehr auf dem Platz stehen – dann stand er goldrichtig», schwärmte der BVB-Coach. 

Dass der Niederländer beim Volleyschuss den Ball nicht richtig traf und ihn mithilfe seines Standbeins ins Netz beförderte, rundete das Dortmunder Glück ab. Gäste-Trainer Steffen Baumgart konnte sich ein Kommentar mit sarkastischem Unterton nicht verkneifen: «Da musst du lange trainieren, um den Ball vom Standbein so zu schießen, damit er reingeht.» 

Malen erzielte in diesem Kalenderjahr sein zehntes Bundesliga-Tor und sorgte damit für den neunten Saison-Auftaktsieg des BVB in Serie. Doch der Schuss ins Glück konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Borussia nicht wie ein Titelaspirant auftrat. Der behäbige und fehlerhafte Spielaufbau bestätigte all jene Skeptiker in ihrer Einschätzung, dass der unglückliche Showdown der vergangenen Saison noch länger leistungsmindernd nachwirken könnte.

«Wir waren träge, wir hatten keine Energie auf dem Platz», gestand Emre Can bei Sky. Einen Zusammenhang zum leidvollen Saisonfinale Ende Mai gegen Mainz (2:2) wollte der neue BVB-Kapitän aber nicht herstellen: «Das spielt keine Rolle mehr, es ist eine neue Saison. Das gehört jetzt zu unserer Geschichte, das können wir nicht mehr ändern.» 

BVB-Keeper Kobel mit weißer Weste

Neben Malen trug auch BVB-Torhüter Gregor Kobel in tragender Rolle zum Sieg bei, als er sein Team bei Chancen des Kölner Jokers Sargis Adamyan (55./79.) vor einem Rückstand bewahrte. «Gregor hat uns aus der Patsche geholfen und zweimal sensationell gehalten», lobte Nationalspieler Julian Brandt.  

Wie Can und Brandt verspürte auch Sebastian Kehl keine Lust zu Schönfärberei, wollte den schwachen Auftritt aber nicht überbewerten. «Das war nicht unser Maßstab. Aber wir sind nicht beunruhigt. Es war der erste Spieltag, da ruckeln sich viele Teams noch ein», sagte der Sportdirektor am Sonntag beim TV-Sender Bild. Das vermeintlich leichte Auftaktprogramm mit nun anstehenden Spielen in Bochum und gegen Heidenheim könnten dabei helfen, zurück zur guten Form des ersten Halbjahres zu finden. Kehl ist guter Dinge, dass der BVB schon bald ein anderes Gesicht zeigt: «Keine Sorge, wir werden uns steigern.»

Von Heinz Büse, dpa

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