Thomas Müller machte gegen Frankreich ein gutes Spiel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Auch für einen Thomas Müller sind Geburtstage im Bus der Fußball-Nationalmannschaft nicht unbedingt alltäglich. Pünktlich zu seinem 34. setzte sich der mit Abstand erfahrenste Spieler der DFB-Auswahl in der Dortmunder Nacht zum Mittwoch mit jeder Menge «Glücksgefühle» auf seinen Platz.

Das lag weniger an Geschenken oder Ständchen, sondern mehr an einem wieder überzeugenderen Auftritt der monatelang geprügelten Fußball-Nationalmannschaft. Müller ist immer noch dabei – und der ewige Müller macht das, was er am besten kann.

45. Treffer im DFB-Trikot

«Es hat einfach Spaß gemacht, die Durststrecke war dieses Jahr schon enorm», sagte der jetzt 123-malige Nationalspieler nach dem 2:1 im so wichtigen Stimmungsspiel gegen Vize-Weltmeister Frankreich. Über ein Jahr nach seinem letzten Tor im DFB-Trikot erzielte der Bayern-Profi in typischer Thomas-Müller-Manier in der Anfangsphase im Strafraum den ersten Treffer (4.). Es war sein 45. Länderspieltor, er liegt jetzt gleichauf mit seinem langjährigen Münchner Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge. 

Müller war Antreiber, Lautsprecher und Anführer. So wie Rudi Völler sich das vorgestellt hatte. Für diese Partie inmitten der großen Krise sei Müller «ideal» gewesen, nicht nur als Spieler, sondern auch als «Mensch, Typ», sagte der Interims-Teamchef, der für diese eine Partie übernommen hatte. Einer, «der dann auch Kommandos gibt und vorne seine Jungs, die er von Bayern München kennt, mitnimmt mit seiner Art, die Wege zu gehen, die du dann auch brauchst». Müllers Türöffner-Tor sei «das Wichtigste» des Abends gewesen.

Die anschließenden Fragen, ob Müller Richtung Heim-EM 2024 weiter berufen werden sollte oder müsse, waren erwartbar. Der als Raumdeuter jahrelang auf Weltklasse-Niveau auftretende Bayer spielt im Herbst seiner Karriere. Aus der Nationalmannschaft wurde er von Joachim Löw einmal schon endgültig gestrichen und kam dann doch wieder zurück. In den vergangenen Monaten hatte der von Völler abgelöste Hansi Flick bewusst auf Müller verzichtet und ihn dann doch wieder nachnominiert, als sich Niclas Füllkrug verletzte.

«Es gab schon Gründe, dass er im Aufgebot war», sagte Völler, der klar äußerte, dass er Müller dem jüngeren Kai Havertz für Frankreich vorgezogen hatte. Für das Spiel, «wo der Druck so groß ist, und die letzten Tage auch für die Spieler nicht so einfach waren». 

Müller selbst weiß, dass er längst nicht mehr den Anspruch haben kann, immer zu spielen. Aber eben auch, dass er – wie bei den Bayern – in guter Form mit seiner Erfahrung weiterhin den Unterschied machen kann. Am Freitagabend empfangen die Bayern den ebenfalls mit drei Siegen gestarteten Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen – Müller ist bereit.

Müller: «Mit Erfolg begeisterst du die Menschen»

In der viel beachteten Amazon-Dokumentation über das Scheitern des DFB-Teams bei der WM in Katar, bei der auch Müller überhaupt kein Faktor gewesen war, ist zu sehen, wie der Rio-Weltmeister nach dem letzten Gruppenspiel an seine jungen Mitspieler appelliert, alles dafür zu tun, um noch einmal eine Endrunde zu erreichen.

Im vergangenen Sommer musste der Alles-Gewinner wegen einer Hüftverletzung lange pausieren. Sein erster Startelfeinsatz der Saison folgte kurz vor dem 1:4 gegen Japan, bei dem er nur eingewechselt wurde. «Wir haben uns sicherlich ein bisschen mehr auf die Basics des Fußballs konzentriert», sagte Müller nun über den Sieg in Dortmund. «Und weniger diese Herangehensweise mit „Okay, wir sind Deutschland, wir sind super Fußballer und wir müssen immer super Fußball spielen“.» 

Auch die Diskussion über die DFB-Auswahl und die vergraulten Fans brach der 34-Jährige, der praktisch jede Stimmungslage rund um die Nationalmannschaft kennt, auf das Wesentliche herunter. «Du musst Spiele gewinnen. Mit Erfolg begeisterst du die Menschen», sagte Müller mit klarer Stimme. «Jeder da draußen, der Fan von uns ist, will, dass wir Spiele gewinnen. Das müssen wir schaffen. Und wenn wir es nicht schaffen, da können wir 14 Autogrammstunden und einen Tag der offenen Tür haben – da ist dann nichts los.»

Von Jan Mies und Klaus Bergmann, dpa

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