Der langjährige Trainer Christoph Daum will zurück in den Fußball. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Selbst seine schwere Krebserkrankung kann Christoph Daum nicht bremsen. Im Rahmen seines bevorstehenden 70. Geburtstags ist der frühere Bundesliga-Trainer im Moment viel unterwegs.

Im Interview der Deutschen Presse-Agentur berichtet der Meistercoach des VfB Stuttgart von seinen Zukunftsplänen, welche Rolle der Fußball heute noch für ihn spielt und warum er nicht auf seine Frau hört. 

Herr Daum, Sie haben gerade 22 Chemotherapien hinter sich und führen im Moment jeden Tag mindestens zwei Interviews. Ist das nicht ein bisschen viel für einen Krebspatienten?

Christoph Daum: Wenn du meine Zusage hast, dann hast du meine Zusage. Ich mache das vor allem im Rahmen meiner TV-Doku, die demnächst auf Sky erscheint. Ich habe Sky gesagt, dass ich für Pressetermine zur Verfügung stehe. Darum bin ich im Augenblick voll im Arbeitsmodus. Mein Terminplan ist voll bis unter die Decke.

Ganz der alte Daum sozusagen?

Daum: Ich fühle mich wieder wie in meinem Element, weil mein Leben eigentlich immer ein voller Terminkalender war. Es war gerade am Anfang eine große Umgewöhnung für mich, dass ich auf einmal dieser Krankheit nachgeben musste.

Dreht Ihre Frau nicht durch, wo Sie jetzt so viel unterwegs sind? Sie sollten sich doch vermutlich etwas mehr erholen.

Daum: Ja, schon. Meine Frau versucht zu bremsen, für sie steht meine Gesundheit im Mittelpunkt und nicht irgendein Interviewauftritt. Sie mahnt immer, dass ich die entsprechenden Ruhephasen einplane. Aber da höre ich doch sowieso nicht drauf, sie kennt mich ja. (schmunzelt)

Was müsste denn passieren, damit Sie mal zur Ruhe kommen?

Daum: Dafür müssten sie einen Stein auf mein Grab setzen mit der Aufschrift: Jetzt ist er endlich zur Ruhe gekommen.

Mal ernsthaft, wie geht es Ihnen?

Daum: Alle Werte sind soweit gut, aber fühlen tue ich mich nicht gut. Aber gut, da muss ich durch.

Geheilt sind Sie also nicht, richtig?

Daum: Den Krebs haben wir soweit zurückgedrängt, es sieht alles ganz gut aus. Ich weiß aber, dass sich das morgen schon wieder ändern kann. Jetzt wollen wir im nächsten Schritt diesen Zustand halten oder noch weiter zurückdrängen. Die nächste Chemotherapie ist schon terminiert.

Trotzdem haben Sie bis heute Ihre Karriere nicht offiziell beendet. Warum nicht?

Daum: Wenn ich von den Ärzten grünes Licht bekommen sollte, würde ich morgen wieder als Berater oder Nationaltrainer einsteigen. Ich bin dafür einfach zu fußballverrückt. Mich jeden Tag irgendwo hinzusetzen und die ganze Zeit Dokus zu schauen oder Bücher zu lesen, das ist auch schön, aber nee. Da würde ich lieber wieder im Fußball arbeiten.

Welche Rolle spielt der Fußball heute noch in Ihrem Leben?

Daum: Fußball gucken, jeden Tag darüber zu reden, das gehört nach wie vor zu meinem Leben dazu. Ich habe früher mal gesagt, dass der Fußball 90 Prozent meines Lebens ausmacht – aber ich wusste nie, was die restlichen zehn Prozent sein sollen. (lacht) Du hörst nicht irgendwann auf, Trainer zu sein. Trainer bist du lebenslänglich.

ZUR PERSON: Christoph Daum feiert am kommenden Dienstag seinen 70. Geburtstag. Als Trainer hat der 69-Jährige in verschiedenen Ländern mehrere Titel gewonnen. Zuletzt hatte er bis zum September 2017 als rumänischer Nationalcoach gearbeitet. Im Herbst 2022 wurde bekannt, dass Daum an Krebs erkrankt ist.

Interview: Nils Bastek, dpa

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