Kaiserslauterns Ragnar Ache wurde von einer Plastikflasche am Kopf getroffen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Roland Weihrauch/dpa)

Sieben Tore, eine irre Aufholjagd, erstligareife Stimmung und zigtausende euphorisierte Menschen – und das alles gratis.

Doch nach dem fast perfekten Fußballabend beim ersten Spiel mit freiem Eintritt droht Fortuna Düsseldorf noch ein Nachspiel der großen Party. Der 1. FC Kaiserslautern erwägt wegen des Flaschenwurfs gegen Stürmer Ragnar Ache beim turbulenten 3:4 (3:1) einen Protest und will darüber am Montag entscheiden. 

Hätte es den Vorfall in der 32. Minute im Zweitliga-Spitzenspiel am Samstagabend beim Stand von 3:0 für die Gäste nicht gegeben, wäre die Glückseligkeit von Fortunas Spielern, Fans und Verantwortlichen nach der Aufholjagd noch größer als ohnehin schon gewesen. Denn die Dramaturgie des spektakulären Spiels vor 52.000 Zuschauern in der voll besetzten Arena übererfüllte geradezu die Erwartungen des Clubs an das erste von drei Freispielen in dieser Saison. Mit diesen wollen sich die Rheinländer ganz neue Sponsoring-Möglichkeiten erschließen. 

«Das sind außergewöhnliche Tage. Man kann sich das ja gar nicht so ausmalen», sagte Sportvorstand Klaus Allofs, der nach eigener Aussage im positiven Sinne den emotionalsten Moment seit seiner Rückkehr zu seinem Heimatclub vor drei Jahren erlebte. «Ich habe vorher gesagt, dass es wichtig ist, dass wir ein gutes Spiel machen und die Leute begeistern. Und das ist heute natürlich zu 100 Prozent eingetroffen.»

«Abend für die Geschichtsbücher»

Fortunas Keeper und Kapitän Florian Kastenmeier sprach von «einem Abend für die Geschichtsbücher»: «Das ist überragend», sagte Kastenmeier. «Lob an alle, dass auch alle wirklich gekommen sind und die Bude voll gemacht haben. Ein geiles Gefühl auf den Platz übertragen haben. Das ist ein geiler Abend heute.»

Der allerdings noch ein Nachspiel haben könnte. Nach dem dritten Lauterer Treffer durch den Ex-Fortunen Marlon Ritter (32. Minute) sackte Ache getroffen von einer Plastikflasche zusammen. Statt des geplanten Fußballfestes drohte die Veranstaltung ganz bitter zu enden.

Allofs sprach mit Blick auf den Flaschenwurf von einer «völligen Unsinnigkeit dieser Handlung» und Fortuna-Trainer Thioune bemerkte: «Das war sicherlich nicht zuträglich für ‚Fortuna für alle’» – so heißt das ambitionierte Gratisspiel-Projekt, für das der Club von Sponsoren über fünf Jahre rund 40 Millionen Euro kassieren soll. Nicht auszudenken, wie die Resonanz bei einem Spielabbruch gewesen wäre. Fortuna kündigte, alles zu tun, um den Werfer zu identifizieren.

Ache konnte zumindest bis zu seiner späteren Knöchelverletzung weiterspielen, die Partie wurde fortgesetzt und kippte. Möglicherweise gar wegen der Unterbrechung. «Mit dem Vorfall hatte ich die Möglichkeit, die Mannschaft zusammenzubekommen», räumte Thioune ein. Kurz darauf fiel das schnelle Anschlusstor durch den überragenden Ao Tanaka.

FCK-Geschäftsführer: «Müssen uns beraten»

FCK-Trainer Dirk Schuster ließ indes durchblicken, dass er die Düsseldorfer Leistung anerkennt und was er von einem möglichen Protest halten würde. «Tatsache ist, dass wir auf dem Platz sportlich verloren haben. Alles andere müssen andere Personen klären», sagte Schuster. Dennoch wollen sich die Lauterer alle Optionen offen halten. «Wir müssen uns beraten», sagte Geschäftsführer Thomas Hengen.

Ein möglicher Protest könnte noch empfindliche sportliche Folgen für die Düsseldorfer haben, die durch den Sieg wieder bis auf zwei Punkte an das Spitzenduo St. Pauli und Hamburger SV heranrückten. Emotional ist der Abend der Fortuna indes nicht mehr zu nehmen und dürfe helfen, weitere Sponsoren für das Projekt «Fortuna für alle» zu gewinnen.

Das Ziel ist es, künftig mehr als drei Spiele pro Saison mit freiem Eintritt für alle anbieten zu können. Die Wucht des voll besetzten Stadions soll zusammen mit den generierten finanziellen Einnahmen dazu beitragen, dem Club zum Aufstieg und zur Etablierung in der Bundesliga zu verhelfen. «Das hat uns so eine Energie gegeben. Da wollen wir hin. Alles andere ist zu wenig, wenn man nach oben will», sagte Allofs.

Von Carsten Lappe, dpa

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