Vorstandsvorsitzender von Fortuna Düsseldorf: Alexander Jobst. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Oliver Berg/dpa)

Im April sorgte Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf international für Aufsehen, als das Projekt «Fortuna für alle» angekündigt wurde. Zunächst bei drei Heimspielen in dieser Saison und anschließend möglichst immer sollen die Fans freien Eintritt zu den Spielen der Fortuna erhalten.

Am Samstag geht es beim Spitzenspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (20.30 Uhr/Sport1 und Sky) los. Fragen und Antworten zu dem Projekt, das weltweit auf Resonanz stieß. 

Warum macht die Fortuna das?

«Wir haben nach neuen Lösungen gesucht. Unser Ziel ist es, mit Fortuna Düsseldorf wieder in der ersten Bundesliga zu spielen und guten Fußball zu zeigen», sagte Sportvorstand Klaus Allofs. «Wir glauben, dass wir damit eine maßgeschneiderte Lösung für die Stadt und die Fortuna gefunden haben.»

Letztendlich geht es um Geld und Prestige. Der Club kassiert bei drei Heimspielen pro Jahr von Sponsoren laut Medienangaben gut 40 Millionen Euro für fünf Jahre.

Als Traditionsverein hat die Fortuna das Potenzial, das Stadion mit 52.000 Plätzen auch in der zweiten Liga jedes Mal zu füllen, wenn der Eintritt umsonst ist. Davon verspricht sich der Club auch einen sportlichen Schub. «Jeder Spieler, jeder Fan wünscht sich ein volles Stadion und diese spezielle Atmosphäre, wenn alle Plätze belegt sind», sagte Vorstandschef Alexander Jobst der Deutschen Presse-Agentur. Zudem ist der Fortuna internationale Beachtung sicher, sollte das Projekt funktionieren. «Das ist schon etwas Revolutionäres. Es ist das erste Spiel dieser Art, und ich glaube, dass jetzt weltweit sehr viele Augen auf uns gerichtet sind», sagte Mittelfeldspieler Marcel Sobottka. 

Wie rechnet sich das Ganze, wenn es keine Ticketeinnahmen gibt?

Es ist letztendlich eine neue Art des Sponsorings. Drei Partner des Clubs finanzieren die Aktion in der Pilotphase und zahlen dafür gut 40 Millionen Euro. Davon kann Fortuna pro Saison drei Freispiele anbieten. Ziel ist es, mehr Partner zu gewinnen und die Anzahl der Freispiele kontinuierlich auszubauen.

Wie kommen Fans in das Stadion?

Interessierte hatten vorab die Möglichkeit, sich für das Spiel am Samstag zu registrieren. Nach einem bestimmten System wurden die Karten anschließend zugeteilt. «Treue zum Verein wurde dabei belohnt, auch Mitglieder wurden bevorzugt behandelt», sagte Allofs. So wurden 21.000 Tickets von der Fortuna vergeben. Die restlichen Karten entfallen auf Dauerkarteninhaber, das Gästekontingent – auch für die Lauterer Fans ist der Eintritt umsonst -, die VIP-Bereiche und die komplette Fortuna-Fankurve. Hier wurden die Freikarten über das Dauerkartenkontingent hinaus von Fan-Dachorganisationen selbst verteilt. 

Wie groß war der Andrang?

Riesig. Für die 21.000 frei verfügbaren Tickets gab es insgesamt 86.000 Anfragen. Virtuell ist das Stadion damit voll. Ob tatsächlich alle Menschen kommen, die ein Ticket haben, ist aber offen. «Es wird eine No-Show-Rate geben», sagte Allofs realistisch. Einfach, weil es bei nahezu jedem Spiel Menschen gibt, die zwar im Besitz eines Tickets sind, aber aus unterschiedlichen Gründen dann doch nicht ins Stadion kommen («no show»). Im Liga-Durchschnitt liegt diese Rate bei zehn bis 15 Prozent. Dass sie am Samstag höher ausfällt, weil es die Tickets umsonst gibt, hofft man bei Fortuna aber nicht und setzt auf den Eventcharakter des ersten Umsonst-Spiels. Zudem ist das Duell des Sechsten mit dem Dritten ein echtes Spitzenspiel zweier Traditionsteams. 

Wie nachhaltig erfolgreich kann das Projekt sein?

Das ist die große Frage, die im Nachgang genau analysiert werden wird. Dies hängt zum einen davon ab, wie hoch die No-Show-Rate ist und wie sie in den nächsten Umsonst-Spielen ausfällt. Zum anderen entscheiden darüber die Sponsoren. Ein eingeplantes Unternehmen – die Provinzial Versicherung – stieg bereits aus. Es soll unterschiedliche Auffassungen über den Umgang mit Zuschauerdaten gegeben haben. Laut Medienangaben verlor die Fortuna dadurch bereits vier bis fünf Millionen Euro. «Wir sind in zahlreichen Gesprächen mit Partnern», sagte Jobst zuletzt der «Rheinischen Post»: «Wir sind nicht nur zuversichtlich, sondern davon überzeugt, dass wir in diesem Jahr noch neue Partner gewinnen können.» Nur wenn das gelingt, wird der Weg auch nachhaltig erfolgreich sein. 

Wann gibt es die nächsten Umsonst-Spiele?

Das Spiel gegen den FC St. Pauli steht Ende Januar an, gegen Eintracht Braunschweig geht es Anfang April. 

Von Carsten Lappe, dpa

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