Paris Brunner (M) trifft mit dem deutschen U17-Team im WM-Halbfinale auf Argentinien. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Achmad Ibrahim/AP/dpa)

Diese Nationalmannschaft sorgt für längst vergessene WM-Glücksgefühle. Die U17-Junioren wollen bei der Weltmeisterschaft das Finale perfekt machen und Fußball-Deutschland weiter verzücken.

«Wir hoffen natürlich, dass wir durch den Erfolg mit dem Jahrgang die Aufmerksamkeit bekommen, die die Jungs verdient haben», sagte Auswahltrainer Christian Wück, der mit der U17-Nationalmannschaft den ersten deutschen Titel in dieser Altersklasse anstrebt. «Wir wollen die Besten sein», sagte der lächelnde Viertelfinal-Held Paris Brunner. 

Fünf Spiele, fünf Siege: Mit großen individuellen Qualitäten und zur Freude vieler Fans auch mit den oftmals vermissten klassischen deutschen Tugenden sind die DFB-Talente vor dem Halbfinale am Dienstag (9.30 Uhr/Sky Sport News) gegen Argentinien ein aussichtsreicher Kandidat auf den Titel. «Ich habe den Jungs gesagt, wir können uns eigentlich nur selbst schlagen», sagte Wück bei Sky. Der Deutsche Fußball-Bund freut sich nach kräftigen Stimmungsdämpfern für die A-Nationalmannschaft über die furiosen Auftritte einer neuen Generation.

DFB-Talente rassistisch beleidigt

Der EM-Titel der U17 im Sommer war der zwischenzeitliche Höhepunkt des 2006er Jahrgangs, dessen Spieler sich in den Turniertagen von Indonesien zum Teil rassistischen Beleidigungen im Internet ausgesetzt sahen. «Deutsche Jung-Nationalspieler, die nach einem Sieg bei der WM für Deutschland rassistisch beleidigt werden? Im Jahr 2023? Euer Ernst? Wann hört das jemals auf…!?», kritisierte der frühere Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng.

Unter einem Bild vom späteren Spanien-Siegtorschützen Brunner sowie dessen Dortmunder Clubkollegen Charles Herrmann und Almugera Kabar sowie von Fayssal Harchaoui (1. FC Köln) hatten einige Nutzer in Sozialen Medien Hass-Kommentare veröffentlicht. Wie in Boatengs Weltmeisterteam von 2014 ist auch das aktuelle U17-Team als Spiegelbild der Gesellschaft vielfältig: Es gibt dort in Deutschland geborene Spieler, die etwa ghanaische, kongolesische oder marokkanische Wurzeln haben. «Wir sind stolz auf die Vielfalt in unserer U 17, die in Indonesien gerade ihr Herz auf dem Platz lässt», hob der DFB hervor. Er will gegen beleidigende Inhalte rechtlich vorgehen.

Hat Argentinien einen neuen Messi?

Im Manahan Stadium von Surakarta ist all das beim Anpfiff des Halbfinales gegen die Nachfolger-Generation von Lionel Messi kein Thema. Das 3:0 der Argentinier gegen Brasilien mit drei Treffern von Kapitän Claudio Echeverri, dem weltweit vielleicht besten Spieler des Jahrgangs, verdeutlichte die Schwierigkeit der nächsten WM-Aufgabe. «Es wird nicht einfacher werden. Aber wir sind noch dabei und haben natürlich das Ziel, bis zum 2. Dezember hierzubleiben», sagte Wück. Dann findet ebenfalls in Surakarta das Finale statt.

Wück setzt auch gegen Argentinien auf die besonderen Merkmale seiner Auswahl. «Die individuelle Qualität der Spieler sticht heraus. Ich habe es schon mal gesagt, dass wir eine Mannschaft zusammengestellt haben, die an die deutschen Teams der 80er und 90er-Jahre erinnert», sagte Wück der Deutschen Presse-Agentur. «Unsere Verteidiger können verteidigen, unsere Stürmer treffen. Das sind die Tugenden, die deutsche Mannschaften hier im Ausland immer ausgezeichnet haben.» 

Vergleich mit A-Nationalspielern

Auch wenn der Vergleich zu den gestandenen A-Nationalspielern und deren Niederlagen in Freundschaftsspielen gegen die Türkei und Österreich natürlich hinkt: Aber es sind Attribute, die sich die Fans auch von den Stars vom Nagelsmann-Team wünschen.

«Der Weg bis in die A-Nationalmannschaft ist sehr weit», sagte Wück. Der nächste Schritt für die Talente stehe nach der «Riesenplattform» WM erstmal in den Vereinen an. «Das Stichwort ist Vertrauen. Wir müssen es hinbekommen, dass die Jungs im Übergangsbereich bei den Profis das Vertrauen und die Spielzeit bekommen. Die Spanier machen es uns vor, der FC Barcelona vor allen Dingen. Da gibt es zwei aus dem 2006er Jahrgang, die dort schon spielen. Bei uns ist es leider noch nicht so.»

Von Christian Kunz, dpa

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