Dortmunds Torwart Gregor Kobel (l) und Trainer Edin Terzic verabscheden sich nach dem Pokal-Aus von den Fans. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Aus Gregor Kobel sprach die pure Ernüchterung. Titel zu gewinnen und diese speziellen Momente zu erleben, sei einer der Gründe für ihn gewesen, vor zweieinhalb Jahren zu Borussia Dortmund zu wechseln, sagte der Torhüter.

Seit Mittwochabend sieht es so aus, als würde der BVB eine weitere Saison ohne Trophäe abschließen. «Es tut unfassbar weh, dass wir dieses Jahr wieder eine Riesenchance liegen lassen haben», sagte Kobel nach dem hochverdienten Achtelfinal-Aus im DFB-Pokal beim VfB Stuttgart.

Die wohl größte Titelchance in dieser Spielzeit ist bereits dahin, der Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen in der Fußball-Bundesliga gewaltig. Verliert der BVB am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen RB Leipzig, sind vorerst auch die Champions-League-Plätze außer Reichweite. Die Stimmung droht zu kippen. Findet der Vizemeister vor Weihnachten nicht zurück in die Spur, kommt er zumindest extern um eine Trainer-Diskussion wohl kaum noch herum. Die darüber, für welche Art von Fußball die Borussia eigentlich stehen will, ist ohnehin schon in vollem Gange. Neben seiner Form sucht der BVB auch seine Identität.

Kapitän Can sieht fußballerische «Katastrophe»

Das Spiel mit dem Ball sei eine «Katastrophe» gewesen, sagte Kapitän Emre Can nach der 0:2 (0:0)-Niederlage in Stuttgart in aller Deutlichkeit. Aber auch gegen den Ball habe die Mannschaft nicht gut gearbeitet. Überhaupt habe wenig gepasst – ob vorn oder hinten. Es müsse sich «sehr, sehr viel verbessern», monierte der 29-Jährige, der von Coach Edin Terzic diesmal als rechter Part einer Dreier-Abwehrkette aufgeboten worden war.

Eine Frage der Qualität sei der erneut schwache Auftritt des BVB in seinen Augen nicht gewesen, so Can. Man habe ja schon oft bewiesen, zu welch guten Leistungen man fähig ist. Erst eine Woche zuvor hatte die Borussia mit einem 3:1 bei der AC Mailand den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale der Champions League gesichert. Gegen Paris Saint-Germain geht es kommenden Mittwoch um den Sieg in der vermeintlichen Monstergruppe F. Umso erstaunlicher ist es, dass sich der BVB vergangenen Sonntag in Leverkusen (1:1) und nun in Stuttgart derart mutlos präsentierte. Mauertaktik statt Offensivfeuerwerk. Soll das der neue Weg sein?

Trainer Terzic verteidigt defensive Taktik

Man habe «keinen passiven Ansatz gewählt», erklärte Trainer Terzic angesprochen auf die defensive Ausrichtung, mit der die Dortmunder den weiter extrem starken Stuttgartern entgegentreten wollten, letztlich aber hoffnungslos unterlegen waren. Die vielen einfachen Ballverluste hätten zu einer Verunsicherung in der Mannschaft geführt, analysierten Terzic und Sebastian Kehl unisono. Diese hätten aber nichts mit der Taktik zu tun, so der Sportdirektor. Man habe sich nicht eingeigelt, meinte Kehl. Phasenweise wirkte es aber so.

Die Idee des Trainers, das Spiel in dieser Saison komplett dem Erfolg unterzuordnen und etwas weniger euphorisch als pragmatisch aufzutreten, mag vom Grundsatz her richtig gewesen sein. Doch die Borussia, die jahrelang für einen attraktiven und mitreißenden Offensivstil stand, fremdelt mit ihrem neuen Gewand. Letztlich komme es auf die richtige Mischung aus Kampf und Spielwitz an, erklärte Keeper Kobel. Das Problem ist: Der BVB findet sie nicht. 

Kobel warnt beim Blick auf die Tabelle

Der Trainer sieht sich zunehmend mit Fragen zu seiner Taktik konfrontiert. Die Neuzugänge, die der Club im Sommer geholt hat, befinden sich abgesehen von Nationalstürmer Niclas Füllkrug offenbar immer noch in der Eingewöhnungsphase. Es ist ein wackliges Gerüst, auf dem der BVB nach der verpassten Meisterschaft in der Vorsaison seine neuen Titel-Träume aufbaut. Gibt’s nun auch gegen Leipzig keine Punkte, wächst die Unruhe weiter. 

«Das Spiel am Samstag entscheidet jetzt nicht die ganze Saison», sagte Kobel. Mit Blick auf die Tabelle fügte der Torwart aber hinzu: «Wir müssen extrem aufpassen, dass wir da den Anschluss nicht verlieren.» Nach dem Pokal-Aus sei die Stimmung «schon kacke» gewesen.

«Wir haben häufig genug gezeigt, dass wir auch eine Reaktion zeigen können», sagte Sportdirektor Kehl. Gegen RB müsse die Borussia aber «eine bessere Leistung bringen, um zu bestehen». Und so über kurz oder lang auch wieder zurück zu sich selbst zu finden.

Christoph Lother und Kristina Puck, dpa

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