Kölns Julian Chabot (r) im Zweikampf mit Heidenheims Marvin Pieringer. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Die Bedeutung seines ersten Bundesliga-Spiels versuchte Timo Schultz demonstrativ herunterzureden. «Das Feld ist genauso groß, und mit Elf gegen Elf haben wir auch gespielt», sagte der neue Trainer des 1. FC Köln nach dem 1:1 (1:0) gegen den 1. FC Heidenheim.

Grundsätzlich sei «alles schon ein bisschen größer», sagte der Ostfriese lächelnd: «Das ist mir schon aufgefallen. Es war ein schönes erstes Bundesliga-Spiel vor dieser Kulisse. Aber ich war mehr mit der Mannschaft und dem Spiel beschäftigt.»

Dass er im ersten Moment nicht so recht wusste, was er mit dem Spiel und dem Ergebnis anfangen sollte, war Schultz beim Schlusspfiff anzumerken. Er zupfte kurz seinen blauen Trainings-Anzug zurecht, dann klatschte er sachlich die Bank ab, emotionale Ausbrüche jedweder Art waren ihm fern. Am Ende sei es «definitiv ein Punkt mehr», sagte der 46-Jährige: «Natürlich hätten wir lieber drei geholt.» Doch über den weiter zehn Punkte entfernten Neuling aus Heidenheim werde ihm «zu schlecht gesprochen. Die stehen in der oberen Tabellenhälfte, das ist eine der unangenehmsten Mannschaften der Liga.»

FC mit positiven Ansätzen

In jedem Fall wolle er sich «das Spiel nochmal anschauen», kündigte der frühere Zweitliga-Coach des FC St. Pauli nach seinem Debüt neun Tage nach dem Amtsantritt an. Das Video-Studium wird ihm viele Aufschlüsse bringen, positiv wie negativ. Denn Ansätze waren da, vor allem spielerisch. Diese Verbesserung sei dem «neuen Plan» des Trainers zu verdanken, sagte Torschütze Davie Selke. Der sei «zentrumlastiger und spielerischer». Doch es wurden auch viele Defizite erkennbar.

Klar ist: Schultz hat eine extrem schwere Aufgabe zu erfüllen. Er hat den FC auf einem Abstiegsplatz übernommen, als Nachfolger des teilweise hymnisch verehrten Steffen Baumgart und zudem belastet durch die noch im kommenden Sommer geltende Transfersperre. Und klar wurde am Samstag: Er will aus der Not eine Tugend machen und viel mit jungen Spielern arbeiten. Von den elf Spielern, die beim Abpfiff auf dem Feld standen, waren sechs 22 oder jünger.

«Ich sag‘ den Jungs immer, dass sie frisch drauflos spielen und sich keine große Platte machen sollen», sagte der Trainer: «Es wird unser Weg sein in den nächsten Monaten, diese Jungs zu entwickeln. Das bedeutet auch, ihnen das Vertrauen zu geben und entsprechend Spielzeit zu schenken.» Das weiß auch Torjäger Selke, nach Kapitän Florian Kainz mit 28 am Samstag der Älteste auf dem Platz. «Jeder weiß, wie die Situation beim FC ist», sagte er: «Wir konnten personell nicht nachlegen und wir können es auch in der nächsten Transfer-Periode nicht. Da werden die Jungen wichtig.»

Schultz wechselt Ausnahme-Talent Diehl ein

Besondere Beobachtung genießt der als Ausnahme-Talent geltende Justin Diehl, der unter Baumgart wegen seiner Weigerung zu verlängern in der Hinrunde nie zum Kader gehört hatte. Der 19-Jährige kam nach einer Stunde als Erster, brachte mit einigen Dribblings Schwung und schoss direkt Eckbälle und Freistöße. «An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht», sagte Schultz schmunzelnd: «Das ist ein Junge der Spaß macht, der immer die Kugel haben will, der ins Eins-gegen-Eins geht. Man hat schon gemerkt, dass ihm die Heidenheimer von der Physis her überlegen waren, aber er hat Potenzial und wird uns in der Rückrunde auf jeden Fall helfen.»

Danach wahrscheinlich nicht mehr. Der FC will den gebürtigen Kölner, der in der Hinrunde mit zwölf Toren für die U21 in der Regionalliga überzeugte, unbedingt halten. Doch der Zug scheint abgefahren. Diehls Aussage im Sommer war schon recht eindeutig. Das letzte halbe Jahr wird seine Entscheidung gefestigt haben. Nun geht zwar eine neue Perspektive bei seinem Heimatclub auf, doch unter den vielen Interessenten soll vor allem der VfB Stuttgart schon sehr weit mit Diehl sein. 

Von Holger Schmidt, dpa

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