Das israelische Fußball-Team um Dor Peretz (o) will sich für die EM qualifizieren. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Joan Monfort/AP/dpa)

Åge Hareide blieb weitestgehend bei seiner Meinung. Er sei ein friedliebender Mensch, betonte der Nationaltrainer Islands. Und die Situation in Gaza sei für alle Beteiligten sehr unangenehm: «Aber ich bin in diesem Konflikt auf keiner Seite. Wir werden gegen Fußballer spielen, nicht gegen Soldaten.»

Der letzte Satz sollte die Gemüter vor dem Playoff-Spiel zur EM zwischen Hareides Isländern und Israel am Donnerstag (20.45 Uhr) etwas beruhigen. Der norwegische Fußball-Veteran hatte sich zuvor ungewöhnlich offen zur Teilnahme des Gegners an der Qualifikation geäußert. Am liebsten würde er nicht gegen Israel spielen. «Aufgrund dessen, was in Gaza geschieht und aufgrund dessen, was sie Frauen, Kindern und anderen unschuldigen Zivilisten angetan haben», sagte Hareide.

Im durch den Terror-Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 erschütterten Israel empörten Hareides Ansichten. Sie wurden bisweilen so interpretiert, als sei der 70-Jährige ein Gegner Israels. Der israelische Nationaltrainer Alon Hazan wollte vor dem aufgrund des Kriegs nach Budapest verlegten Duells die Situation wie zuvor Hareide entschärfen. «Ich habe es gelesen, ich habe es gehört. Mich interessiert nicht, was er gesagt hat. Mich interessiert Fußball», sagte der 56-Jährige.

Mögliche Sperre ein Thema

Doch eine Sperre Israels war auf zwei Ebenen Thema. Zwölf Verbände aus dem Nahen Osten, darunter Palästina, Katar und Saudi-Arabien, forderten einen Ausschluss aus dem Weltverband FIFA. Dieser reagierte bisher nicht auf die Forderung. Angeblich soll sie am 17. Mai auf dem FIFA-Kongress in Bangkok diskutiert werden.

Der europäische Verband UEFA hat dagegen bereits klargestellt, keinen Anlass zum Handeln zu sehen. Angesprochen auf eine Sperre Israels und der nationalen Clubs analog zu derer Russlands nach dem Angriff auf die Ukraine, sagte Generalsekretär Theodore Theodoridis Anfang Februar: «Es gab dazu weder eine Diskussion noch die Intention. Es sind zwei völlig andere Situationen zwischen zwei Ländern.»

Mit Blick auf die Europameisterschaften in Deutschland sind die Schicksale der Nationalmannschaften Israels und der Ukraine eng verwoben. Denn das Ticket bekommt nur eine. Besiegt Israel Island und setzt sich die Ukraine zeitgleich in Bosnien-Herzegowina durch, kommt es fünf Tage später zum direkten Duell.

Provokative Äußerungen

Auch im Vorfeld des Ukraine-Spiels sorgte ein Kommentar des gegnerischen Trainers für Unruhe. «Die Situation und die Probleme in der Ukraine sind ihre Probleme», sagte Savo Milošević dem bosnischen Portal Federalna. Dies wurde auch als Aussage im Hinblick auf die Kriegssituation in der Ukraine aufgefasst.

Für die ukrainische Website Football24 reichte es, um von «Rache» für die provokativen Äußerungen zu schreiben. Trainer Serhij Rebrow nutzte es als Vorlage, um das Team zu motivieren. «Mir gefiel es sehr, als uns der Cheftrainer bei der Theorie sagte, dass es viele Äußerungen vonseiten der Gegner gibt, doch wir zeigen alles auf dem Fußballfeld und danach werden wir eine Antwort geben», sagte Verteidiger Olexander Karawajew.

Sport und Politik lassen sich offensichtlich schwerlich voneinander trennen. Meinungen gibt es viele, das sorgt für Diskussionen. Sigurdur Gísli Snorrason, ein auf Island semi-erfolgreicher Fußballprofi und prominenter Podcaster, kritisierte Hareide und rief dazu auf, sich auf den Sport zu konzentrieren. «Ich rede nicht über seine Meinung, die ist normal. Aber du bist Trainer des Nationalteams, das gegen Israel spielt und du redest so? Lass es einfach sein.»

Von Tom Bachmann, Andreas Stein und Sara Lemel, dpa

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