Bayerns Harry Kane ist beim Spiel gegen Darmstadt umgeknickt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Seinen persönlichen Tor-Rekord konnte Harry Kane nicht so recht genießen. Nach dem lockeren 5:2-Sieg des FC Bayern gegen Aufsteiger Darmstadt 98 humpelte der Topstürmer mit einem dicken Knöchel direkt aus dem Stadion, statt sich von den mitgereisten Fans für seinen 31. Saisontreffer feiern zu lassen. «Es ist ein wenig schmerzhaft», berichtete Kane. 

«Er ist umgeknickt und musste den Knöchel komplett mit Eis kühlen. Wir hoffen, dass es bei dem Schreckmoment bleibt», sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel im Anschluss an den gelungenen Auftritt des Rekordmeisters beim abgeschlagenen Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga. «Eine genaue Diagnose müssen wir noch abwarten. Aber wenn Harry freiwillig vom Feld geht, besteht ein kleiner Anlass zur Sorge, denn er will immer Tore erzielen.» Hinzu kommt, dass Kane in seiner Laufbahn schon öfter wegen einer Knöchelverletzung pausieren musste.

Ein Ausfall des 100-Millionen-Euro-Einkaufs käme für die Münchner zur Unzeit, steht direkt nach der Länderspielpause doch der Klassiker gegen Borussia Dortmund an. Im April folgen dann die Königsklassenduelle mit dem FC Arsenal, in denen es für die Bayern um die wohl letzte Titelchance in dieser Saison geht. 

Für diese anspruchsvollen Aufgaben wird Kane dringend benötigt. Schon jetzt hat er mit 31 Bundesligatreffern nicht nur eine persönliche Karriere-Bestmarke aufgestellt, sondern auch den Uralt-Rekord von Uwe Seeler als erfolgreichster Debütant geknackt. Seeler erzielte in der Premierensaison 1963/64 in 30 Spielen 30 Tore, Kane hat es in nur 25 Partien bereits auf eins mehr gebracht.

«Es ist unglaublich und sensationell, wenn man das erste Mal in einem neuen Land ist und dann gleich so einschlägt. Er ist ein richtig guter Stürmer und ein richtig guter Typ, der unserer Mannschaft nicht nur wegen seiner Tore sehr guttut», lobte Bayern-Sportdirektor Christoph Freund den Torjäger.

Kane, der mit seinem Treffer kurz vor der Pause dem Bundesliga-Rekord von Robert Lewandowski (41) wieder ein Stück näher kam, hatte sich die Verletzung in der Schlussphase ohne gegnerische Einwirkung zugezogen. Auf der Jagd nach einem weiteren Tor prallte der englische Nationalspieler gegen den Pfosten und knickte dann im Tornetz um.  

Trotz der Blessur reist er nun zur englischen Nationalmannschaft und wird sich dort von seinen Vertrauensärzten durchchecken lassen. «Wir sind in enger Abstimmung. Er wird kein Risiko eingehen», sagte Freund und ergänzte: «Wir hoffen, dass es nicht so schlimm und er bald wieder auf dem Platz zurück ist.»

Es war der einzige Wermutstropfen an einem aus Bayern-Sicht ansonsten rundum gelungenen Fußball-Nachmittag, den vor allem Doppel-Torschütze Jamal Musiala prägte. Der 21-Jährige sprühte vor Spiellaune und begeisterte damit auch Tuchel. «Er hat ein sehr gutes Niveau erreicht und ist spielentscheidend für uns. Er fühlt sich wohl und ist fit. Die Entscheidungsfindung zwischen Dribblings und Passspiel ist gerade sehr gut», lobte der Bayern-Trainer den überragenden Mittelfeldspieler. 

Selbst Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht geriet ins Schwärmen. «Wenn man nicht direkt beteiligt ist als gegnerische Mannschaft, ist es ein Hochgenuss, dem Jungen zuzuschauen. Deutschland kann sich glücklich schätzen, dass wir solch einen Spieler haben. Mit ihm können wir Europameister werden», sagte Lieberknecht. 

Bayern-Torwart Manuel Neuer adelte Musiala als «Unterschiedsspieler. Er ist schwer zu stoppen, auch in der Box», sagte Neuer. Er selbst steht bei den Länderspielen in Frankreich und gegen die Niederlande vor seiner Rückkehr ins DFB-Tor. «Ich konzentriere mich auf mich, auf meine Leistung und werde bei der Nationalmannschaft wieder alles geben. Der Trainer wird dann entscheiden», sagte der 37 Jahre alte Schlussmann zu seinen Chancen, nach der langen Pause wieder die Nummer eins zu werden. Zuletzt war Neuer bei der Winter-WM 2022 im Einsatz. 

Der Sieg beim Schlusslicht rundete für ihn eine tolle Woche ab, nachdem er wenige Tage vor der Partie zum ersten Mal Vater geworden war. «Das kann man natürlich mit dem Sport nicht vergleichen. Deshalb ist es privat das größte Glück», sagte Neuer über die Geburt seines Sohnes. Die soll ihn nun auch im DFB-Trikot beflügeln.

Von Eric Dobias, dpa

Von