Die deutsche Fußball-Nationalmannnschaft gewann 1980 das EM-Endspiel gegen Belgien mit 2:1. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Roland Witschel/dpa/Archivbild)

Franz Beckenbauer führte die sogenannte Jahrhundert-Elf an, Bernhard Dietz marschierte auf dem Weg zum Pokal sogar an der Königin vorbei und Jürgen Klinsmann wurde erst während des Turniers zum Kapitän: Die EM-Titel der deutschen Nationalmannschaft schrieben ihre eigenen Geschichten – sind aber allesamt lange her. Das Team von Trainer Julian Nagelsmann will auf die Sieger von 1972, 1980 und 1996 folgen – und am 14. Juli in Berlin den großen Coup bei der Heim-EM perfekt machen. Ein Blick auf die bisherigen deutschen Triumphe:

Beckenbauers Team in Brüssel

Beckenbauer, Uli Hoeneß, Günter Netzer, Gerd Müller und Sepp Maier: Die Europameister von 1972 gelten noch heute als Deutschlands stärkste und souveränste Nationalmannschaft. «Die 72er-Mannschaft war reibungslos. Da hat es kein Theater und keine Tumulte gegeben», berichtete Beckenbauer, der in diesem Januar starb, einmal dem ZDF. Das Team von 1974 sei dagegen zwar «verdient», aber auch «in Anführungszeichen zufällig» Weltmeister geworden, schilderte der Fußball-Kaiser.

Mit dem heutigen Turnier (51 Spiele in einem Monat) war das Turnier vor 52 Jahren noch nicht zu vergleichen. Die EM mit vier Teams war nach vier Spielen und fünf Tagen beendet. Deutschland gewann das Finale von Brüssel mit 3:0 gegen die Sowjetunion. «Wir haben uns gesucht und gefunden», berichtete Beckenbauer.

Doppelpack eines Nachnominierten

Das Pech von Klaus Fischer war das Glück von Horst Hrubesch – und am Ende der DFB-Elf. Weil sich Fischer kurzfristig verletzte, rückte der heutige Bundestrainer der Frauen bei der EM 1980 in den Kader und entschied das Endspiel gegen Belgien mit seinen zwei Toren. «Für mich war es mit einer der Höhepunkte meiner Karriere. Ich bin am Ende noch in den Kader reingerutscht und habe dann das Glück gehabt, im Finale auch spielen zu dürfen. Da habe ich auch meine ersten beiden Länderspieltore überhaupt gemacht», berichtete Hrubesch der Deutschen Presse-Agentur. Für ihn sei es eine «Erfahrung» gewesen, bei so einem Turnier überhaupt mitzuspielen.

Aus dem Nichts wurde Hrubesch in Rom zum Titelhelden. «Zum Abschluss kann ich mich noch gut erinnern, den Pokal nach dem Spiel hochzuhalten. Er war verdammt schwer. Der Pokal war nicht so leicht zu stemmen und die Kraft ging auch langsam zu Ende. Aber ich war glücklich, so wie es gelaufen ist», sagte Hrubesch. Kapitän Dietz war damals nach eigener Aussage «so im Tunnel», dass er «an Königin Fabiola von Belgien einfach vorbeimarschiert» ist.

Für den heute 73 Jahre alten Hrubesch stimmte damals das Gesamtbild. Und er ist zuversichtlich, dass das Team um Kapitän Ilkay Gündogan in diesem Sommer eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben kann. «Wir sind auf einem guten Weg. Deswegen glaube ich auch, dass sich die Mannschaft mit Einstieg ins Turnier steigern wird und wir eine Chance haben, um diesen Titel mitzuspielen. Davon bin ich absolut überzeugt», sagte Hrubesch.

Doppelpack eines Jokers

In diesem Sommer hofft Oliver Bierhoff auf Grillabende als Privatmann, 1996 schrieb er für Deutschland Fußball-Geschichte. Im Endspiel von Wembley drehte Joker Bierhoff die Partie gegen Tschechien mit zwei Toren. Er werde noch immer häufig auf das 2:1 im Finale angesprochen, erzählte Bierhoff der dpa in dieser Woche. «Es ist schon schön. Viele Menschen haben eine Verbindung mit dem Golden Goal. Viele Menschen kommen und möchten sich nochmal bedanken.»

Thomas Helmer erzählte, er werde auch nach 28 Jahren noch immer gefragt, woran er sich erinnern könne. «Das sind eher Dinge abseits der Spiele», sagte Helmer. Er erinnere sich beim Finale vor allem an das Warmmachen, das wegen einer großen englischen Kapelle auf dem Rasen nicht wie geplant habe stattfinden können. Er erinnere sich an den großen Kanzler (Helmut Kohl) in der «sehr kleinen Kabine» des legendären Stadions in London.

Helmer sieht den Schlüssel zum nächsten EM-Titel auch in einem gelungenen Start. «So ein Auftaktsieg, der überzeugend ist, würde viel dazu beitragen. Man braucht ein bisschen Glück, wie immer, gepaart mit der nötigen Erfahrung. Das schüchtert auch die Gegner ein, wenn die Stimmung so gut ist», sagte Helmer.

Patrick Reichardt und Benjamin Haller, dpa

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