Thomas Müller erzielte das 1:0. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Peter Kneffel/dpa)

Die Bayern-Stars stimmten sich zu «Europapokal»-Rufen ihrer Anhänger vor der Fankurve auf den großen Champions-League-Festtag ein, während Trainer Julian Nagelsmann wenige Meter entfernt mahnende Worte für das Duell mit Paris Saint-Germain anstimmte.

«Wenn wir so am Dienstag spielen, wird es nicht reichen, weiterzukommen», sagte der 35-Jährige nach dem Pflichtsieg gegen den VfL Bochum am Sky-Mikrofon. 

Sieg nach Fauxpas von Bochum

Die Münchner profitierten beim 3:0 (1:0) und der behaupteten Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga zunächst von einem fatalen Fehlpass des Gäste-Verteidigers Saidy Janko, der Thomas Müller bei dessen Führungstreffer in Szene setzte (41. Minute). «Man weiß ja nie, es kann immer was schiefgehen», beschrieb Müller. Der Kapitän freute sich über «eine Mischung aus gutem Reaktionsvermögen, eine Prise Glück und eine unwiderstehliche linke Klebe». Der Ball trudelte ohne große Wucht ins Tor. 

Durch mehr Offensivtempo nach dem Seitenwechsel sorgten der eingewechselte Kingsley Coman (64.) und Serge Gnabry (74./Foulelfmeter) für einen standesgemäßen Samstagnachmittag der Münchner. Von einem 7:0 wie im Hinspiel war der Fußball-Serienmeister aber weit entfernt. 

Nagelsmann hält Ansprache kurz – Flow fehlt

«Wenn wir richtig Vollgas spielen, ist es Fußball, das macht Spaß, wenn ich mich richtig bewege und ein bisschen Enthusiasmus aufs Feld bringe», kritisierte Nagelsmann. «Am Ende ist es dann ein bisschen zu wenig Leben, wir haben jetzt keinen super Flow. Wir sind einen Punkt vorne in der Bundesliga und nicht mehr.» Immerhin gewannen die Bayern anders als PSG die Generalprobe. Ohne Kylian Mbappé und Lionel Messi verlor die Krösus-Truppe aus Paris mit 1:3 bei AS Monaco um Torhüter Alexander Nübel.

Dass Nagelsmann die Aufführung seines eigenen Ensembles drei Tage vor dem Achtelfinal-Hinspiel in Frankreichs Hauptstadt missfiel, war ihm vor 75.000 Zuschauern immer wieder anzusehen. Erstaunlich kurz war auch sein Kabinenbesuch in der Halbzeitpause. Er habe nicht das Gefühl gehabt, «dass es sinnvoll ist, Szenen zu zeigen. Wir haben ein paar andere Dinge besprochen, das war aber in 1:30 abgetan», sagte Nagelsmann. «Ich denke, dass der eine oder andere Spieler sich zu Wort gemeldet hat. Hoffentlich.»

Natürlich redeten auch die Spieler miteinander, sagte Leon Goretzka und berichtete über die Nagelsmann-Ansprache: «Ich habe es gar nicht als so kurz empfunden, weil es ziemlich intensiv war, ehrlich gesagt.» Nagelsmann hatte im Anschluss in der Pause dem für Thomas Müller eingewechselten Alphonso Davies auf dem Rasen der Allianz Arena noch ein paar Anweisungen mit auf den Weg gegeben. Dann setzte sich Nagelsmann, der wenige Minuten vor dem Halbzeitpfiff Gelb wegen zu vehementen Protests nach einem Foul gesehen hatte, auf die Trainerbank und schaute dort auf sein Tablet. 

Kaum Höhepunkte im Spiel

«Speziell in der ersten Halbzeit haben wir sehr viel vermissen lassen vom Engagement her», räumte Goretzka nach dem Spiel gegen seinen Jugendverein ein. Zwar waren die Münchner die klar überlegene Mannschaft, aber Tempo und Konsequenz fehlten zu oft in ihren Angriffen. Passend zum stimmungsvollen Rahmen von den Anhängern beider Clubs, die ihre 50 Jahre lange Fanfreundschaft mit Sprechchören und einer rot-blauen Choreografie feierten, ging es auch auf dem Rasen über weite Strecken ohne Reiz- und Höhepunkte zur Sache. 

Der gesperrte Joshua Kimmich, der gegen Paris wieder für mehr Energie auf dem Platz sorgen soll, sah von seinem Tribünenplatz in Durchgang zwei deutlich mehr Tempo in den Münchner Offensivaktionen. Aber für die PSG-Kraftprobe reicht das so nicht. Bayern agierte aber mit mehr Konsequenz und Wucht. Der formstarke und zunächst geschonte Coman nahm nach einer schönen Kombination durch das Zentrum der insgesamt einseitigen Partie die Spannung. Gnabry, mit modischem Zöpfchen ein Hingucker, verwandelte einen durch Pechvogel Janko an ihm verursachten Foulelfmeter sicher. 

Von Christian Kunz, dpa

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