Die Bayern um Weltfußballer Robert Lewandowski (r) verloren überraschend gegen Eintracht Frankfurt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Matthias Balk/dpa)

Die Bayern-Stars verdrückten sich nach dem ersten Frust-Erlebnis unter Trainer Julian Nagelsmann schnell und kopfschüttelnd in die Kabine.

Nach neun Pflichtspielerfolgen unter ihrem neuen Coach mussten die Münchner zu Hause mit 1:2 (1:1) gegen die Frankfurter Eintracht um den herausragenden Torhüter Kevin Trapp das lange nicht mehr erlebtes Gefühl einer Niederlage verarbeiten. «Verdient oder nicht ist relativ scheißegal, am Ende haben wir verloren», sagte Nagelsmann. «Niederlagen schmerzen immer.»

Immerhin führen die Münchner die Tabelle vor der Länderspielpause weiter an, wenngleich nur dank des besseren Torverhältnisses vor dem in Bielefeld siegreichen Team Bayer Leverkusen (je 16) – nach der Länderspielpause kommt es am 17. Oktober zum Gipfeltreffen.

Trapp als Matchwinner

Ausgelassen feierten die Gäste ihren Matchwinner Trapp, der den Fußball-Rekordmeister beim Liga-Duell am Sonntagabend schier zur Verzweiflung gebracht hatte. «Wir haben ein Spiel in München gedreht, das muss uns viel Auftrieb geben», sagte Trapp, der von Bundestrainer Hansi Flick nicht für die anstehenden Länderspiele in der WM-Qualifikation nominiert worden war. «Natürlich bin ich enttäuscht. Natürlich ist mein Ziel, bei der Nationalmannschaft dabei zu sein», sagte der 31-Jährige.

Nur Leon Goretzka gelang es, Trapp zu überwinden (29. Minute). Martin Hinteregger (32.) bestrafte einen Münchner Defensivfehler aber fast postwendend mit dem Ausgleich. Filip Kostic (83.) ließ die nachlässig verteidigenden Gäste dann über ihren ersten Liga-Saisonsieg unter Trainer Oliver Glasner und den ersten Erfolg in München seit 21 Jahren jubeln. «Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment aussprechen. Wir hatten einen fantastischen Torhüter», sagte Glasner. «Wir sind wahnsinnig happy mit diesem Sieg.»

Abwehr mit Schwächen

20:5 Torschüsse für die Bayern lautete die Schussbilanz – unter dem Strich stand aber die Niederlage. «Wir sind natürlich enttäuscht, sauer, verärgert – ich weiß nicht, was man am besten verwenden kann. Das ist ein Spiel, dass wir auf keinen Fall verlieren müssen», haderte Thomas Müller, bemängelte Chancenauswertung und Abwehrarbeit. «Wir waren sowohl vorne als auch hinten nicht effektiv.»

Vier Tage nach dem 5:0-Torfest in der Champions League gegen Dynamo Kiew kamen die Münchner nach einem sehr schwungvollen Beginn um den eifrigen Leroy Sané diesmal vor 25.000 Zuschauern in der Allianz Arena nicht wie sonst in Fahrt. Nach dem 1:1 zum Saisonstart in Gladbach war es der erste richtige Dämpfer der noch jungen Amtszeit von Nagelsmann. Der Coach vermisste die «maximale Schärfe».

Bei Goretzkas erstem Saisontreffer blitzte diese auf, Trapp war machtlos. Serge Gnabry hatte Hinteregger energisch unter Druck gesetzt, nach dessen Ballverlust an Goretzka kam der Ball über Müller und Robert Lewandowski wieder zu Goretzka, der mit einem überlegten Direktschuss abschloss.

Bayern dominant, Eintracht kontert

Die Antwort der Hessen, die in der Europa League beim 1:0 in Antwerpen ihren Premierensieg unter Trainer Glasner gefeiert hatten, folgte beeindruckend. Nach einem Eckball von Kostic ließen die Bayern dem kopfballstarken Hinteregger überraschend viel Gestaltungsfreiraum, was der Österreicher gegen den nicht nur in dieser Szene zögerlichen Dayot Upamecano per Kopf ausnutzte. Wieder einmal Hinteregger, der im Mai 2020 beim 2:5 seiner Eintracht zwei Treffer und ein Eigentor in der Allianz Arena erzielt hatte.

Bayern dominierte nach der Pause weiter das Geschehen, die Eintracht lauerte gegen das Ensemble um den sehr aufmerksamen Neuer auf Konter. Per Fußabwehr parierte Trapp einen Lewandowski-Kopfball aus kürzester Distanz zur Überraschung aller (56.). Das sei sicher eines seiner besten Spiele gewesen, räumte Trapp bei einer Pressekonferenz nach dem Spiel ein.

Kostic schockte die Münchner nach einem Konter in der Schlussphase. Erst nach der Länderspielpause können sie die Partie richtig aufarbeiten. Es sei aber immer besser, wenn man bei einer Niederlage die Dinge selber in der Hand gehabt habe, als wenn das nicht der Fall sei, sagte Nagelsmann. «Wir hatten sehr vieles selber in der Hand und demnach kann man auch viele Lehren daraus ziehen.»

Von Christian Kunz, dpa

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