Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo feiert mit seinen Spielern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Pellegrino Matarazzo konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der Last-Minute-Klassenerhalt verlangte dem Trainer des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart alles ab.

«Das war Ekstase pur, ein toller Moment», sagte der sonst so abgeklärte Matarazzo nach dem 2:1 (1:0) gegen den 1. FC Köln. Dass Wataru Endo der Torschütze in der zweiten Minute der Nachspielzeit gewesen war, wusste er im ersten Moment nicht. Er stürmte einfach los und fand sich dann unter Maskottchen Fritzle und seinen Spielern wieder.

Nach Wochen voller Negativerlebnisse, Angst vor dem direkten Abstieg und der drohenden Relegation zitterten sich die Schwaben wegen der besseren Tordifferenz doch noch auf den 15. Platz. In einer Saison mit etlichen erkrankten und verletzten Leistungsträgern stand Matarazzo in der Öffentlichkeit trotz der ausbleibenden Ergebnisse nie in der Kritik. Ungewöhnlich für den VfB, dessen Führung in der Vergangenheit häufig schneller reagiert hatte. «Aber ich glaube, dass unser Weg fragil gewesen wäre, wenn wir abgestiegen wären», sagte Sportdirektor Sven Mislintat.

Mislintat nach Abpfiff kaum zu bremsen

Die Ruhe, die Mislintat in kritischen Phasen ausstrahlte, verschwand auch kurz nach dem erreichten Ziel nicht. Klar in seinen Aussagen erinnerte er daran, dass in Nicolás González und Gregor Kobel zwei Stammkräfte den Verein vor der Saison verlassen hatten. «Das steckt man nicht einfach so weg, wenn man nach einer guten Saison als Aufsteiger in sein zweites Jahr geht», sagte der 49-Jährige, der unmittelbar nach Abpfiff ebenfalls kaum zu bremsen war.

In der ausverkauften Stuttgarter Arena köpfte Sasa Kalajdzic 24 Sekunden nach einem verschossenen Elfmeter zur Führung ein. Nach dem Ausgleich von Anthony Modeste (60.) war dann Endo zur Stelle. Der Sieg allein hätte aber nicht gereicht. Wichtig war Borussia Dortmunds Schützenhilfe beim 2:1-Sieg gegen Stuttgarts Konkurrenten Hertha BSC.

Kalajdzic war schon vor Wochen der von Matarazzo auserkorene Mann, der den VfB zum Klassenerhalt schießen sollte. Dieser Wunsch ging in Erfüllung. Fünf Tore erzielte der Nationalspieler Österreichs in den vergangenen zehn Spielen. Durch seine Leistungen soll er nach dem geäußerten Wechselwunsch von Robert Lewandowksi auch in den Blickpunkt des FC Bayern München geraten sein.

War die emotionale Ehrenrunde auch eine Verabschiedung von den VfB-Fans? «Ich denke, dass seine Emotionalität auch mit dem Verlauf dieses Spiels zusammenhängt», sagte Sportdirektor Sven Mislintat. «Ich sah auch sehr emotional aus und wechsle den Club nicht.»

Leistungsträger vor dem Abgang?

Damit schob der Kaderplaner auch den Gerüchten um seine Person einen Riegel vor. Der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle hatte am Donnerstag erklärt, er wolle mit Mislintat und Matarazzo die Saison besprechen und dann beurteilen, wie es weitergehe. «Ich finde, es macht Sinn, dass man sich hinsetzt und Thematiken analysiert. Wir sind bereit, Fehler zu korrigieren», sagte Mislintat. «Es wurde ja auch nicht gesagt, dass es nicht weitergeht. In meinen Augen waren die Überschriften größer als das von Alexander Wehrle Gesagte.»

Das Führungspersonal wird wohl bleiben, Leistungsträger dürften in der Sommerpause aber gehen. Neben Kalajdzic werden auch Sosa und Orel Mangala bei Spitzenvereinen gehandelt. «Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann würden wir gerne keinen Spieler abgeben müssen und eine schwarze Null schreiben. Aber das ist für einen Verein wie den VfB im Moment nicht realistisch.» Immerhin muss durch den direkten Klassenerhalt nicht drastisch gespart werden.

Von Maximilian Wendl, dpa

Von