Für Thomas Tuchel war der Erfolg in Lille der 32. in seinen ersten 50 Champions-League-Spielen - ein Rekord. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Paul Terry/CSM via ZUMA Press Wire/dpa)

Am Ende eines eigentlich wunderbaren Abends bedurfte es nur einer Frage, um Thomas Tuchel die Laune zu vermiesen.

«Danke, dass Sie mir den Abend ruinieren», antwortete der Trainer des von Sanktionen der britischen Regierung geplagten FC Chelsea nach dem Erreichen des Viertelfinals in der Champions League. Die Frage zielte darauf ab, was Tuchel davon halte, dass sein Team eben dort womöglich vor leeren Rängen spielen muss. «Ich war in so guter Stimmung. Können wir darüber reden, wenn es bestätigt ist? Lasst uns warten, bis die Bestätigung bestätigt ist.»

Nach einem Bericht von Sky Sports darf der Titelverteidiger auch für das Viertelfinale der Königsklasse, das am Freitag (12.00 Uhr) ausgelost wird, keine Karten verkaufen. Damit würde sich die UEFA den Auflagen der britischen Regierung anschließen, nach denen der Club keine neuen Tickets veräußern darf. Dauerkarteninhaber können in der Liga die Spiele allerdings besuchen.

Hoffen auf England-Los

Es steht außerdem ein Fragezeichen dahinter, ob Chelsea zum Viertelfinale am 5./6. und 12./13. April überhaupt antreten kann. Denn Chelsea darf nur etwa 24.000 Euro für Auswärtsfahrten ausgeben. Während die Kosten für das Achtelfinal-Rückspiel in Lille bereits vor den Auflagen beglichen waren, muss Tuchel nun fast schon darauf hoffen, den FC Liverpool oder Manchester City zugelost zu bekommen. Dann könnte man die Reise im Bus und damit im Budget bewältigen. Für Duelle mit den Bayern, Real Madrid, Villarreal, Atlético Madrid oder Benfica Lissabon müsste schon der Flugplan einer Billig-Airline herhalten.

«Wir hoffen und erwarten, dass wir weitermachen. Wir wollen im Wettbewerb bleiben. Es hat uns viele Opfer gekostet und wir haben hart gekämpft, um das Viertelfinale zu erreichen», sagte Tuchel nach dem überzeugenden Weiterkommen beim OSC Lille. «Wir freuen uns auf die Auslosung», betonte der 48-Jährige trotz aller Umstände.

Zahlreiche Interessenten

Die Vorfreude dürfte auch von den immer zahlreicher werdenden Interessenten befeuert werden. Allein am Mittwoch war die milliardenschwere US-Familie Ricketts als potenzieller Käufer auf den Plan getreten, wenige Stunden später bekräftigte ein Konsortium um den einstigen Leichtathletik-Olympiasieger Sebastian Coe sein Interesse. «Ich weiß, dass dieses Angebot für Millionen von Chelsea-Fans auf der ganzen Welt ist. Wir lieben unseren Club und werden die Fans immer an die erste Stelle stellen», sagte der 65-Jährige.

Freitag ist nicht nur die Auslosung, sondern auch Stichtag für alle Chelsea-Interessenten, ein offizielles Angebot abzugeben. Die Zeit drängt. Ob ein Milliarden-Deal innerhalb der zwei Wochen bis zum Viertelfinale abzuwickeln ist, erscheint fraglich. Womöglich lässt sich die britische Regierung dazu überreden, die Sanktionen gegen Chelsea zu lockern, sobald die Verhandlungen mit den neuen Eigentümern auf einem guten Weg sind. Für umfangreiche Ticketverkäufe dürfte die Zeit aber wohl nicht mehr reichen.

Von Tom Bachmann, dpa

Von