Offen für Änderungen beim Videobeweis: DFB-Innovations-Leiter Jochen Drees. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Die Nationalspieler Kevin Trapp und Timo Werner motzten, die Fans erklärten die Einführung mal wieder für gescheitert: Der Videobeweis hat just zu seinem fünften Geburtstag in der Fußball-Bundesliga schwere Tage erlebt und wird mal wieder massiv kritisiert. 

Nach zahlreichen umstrittenen Entscheidungen stellt sich vor allem die Frage: Wie kann das technische Hilfsmittel so verbessert werden, dass die allgemeine Akzeptanz zunimmt und das ewige Diskutieren weniger wird?

DFB-Videobeweischef Jochen Drees sieht für den «Kölner Keller» massive Imageprobleme. «Für viele ist es immer noch ein schwieriges Thema, weil es in der öffentlichen Wahrnehmung sehr belastet ist. Oft habe ich auch den Eindruck, dass die negativen Entscheidungen häufiger hervorgehoben werden, als die vielen positiven», sagte Drees der Deutschen Presse-Agentur. Sein Credo lautet: Die richtige Entscheidung ist wichtiger als eine schnelle Spielfortsetzung.

Entscheidung ohne Garantie

Doch so einfach ist die Abwägung nicht, denn: der Videobeweis garantiert per se keine korrekte Entscheidung, er wird zudem auch nach fünf Jahren noch immer für seine Makel in Sachen Transparenz, Tempo und Nachvollziehbarkeit kritisiert. Zwei Szenen verdeutlichten dies am dritten Bundesliga-Spieltag besonders: Eine mögliche Elfmeterszene von Timo Werner, die trotz Vorliegen der Videobilder nicht korrigiert wurde. Und ein potenzielles Abseitstor des 1. FC Köln, das nach langer Überprüfung doch nicht aberkannt wurde.

Werner und Trapp, in den beiden Fällen konkret betroffen, waren außer sich. «Im Spiel habe ich mir schon gedacht, dass es ein Elfmeter ist, weil ich den Kontakt ganz klar gespürt habe. Es ist schwer zu erklären», schilderte Werner und fügte hinzu: «Wenn man die Bilder sieht, braucht der Schiedsrichter nicht rausgehen.» Der DFB hingegen verteidigte die Entscheidung, als Unions Christopher Trimmel Werner an der Wade traf und oben schob. «Ich möchte nicht sagen, dass das auf keinen Fall ein Strafstoß ist. Es gibt Teile dafür, die sprechen für Strafstoß.» Es gebe aber auch Teile, die dagegen sprechen, sagte Drees.

Trapp kritisiert «scheiß Abseitstore»

Beim 1:1-Ausgleichstor zwischen Frankfurt und Köln kam am Sonntag alles zusammen: Eine schier endlose Überprüfung und dann die aus Sicht der Eintracht-Betroffenen falsche Entscheidung. «Jedes Wochenende haben wir Diskussionen über diese scheiß Abseitstore. Es tut mir leid für meine Wortwahl, aber es ist einfach ein Wahnsinn!», wetterte Trapp. Konkret ging es darum, ob ein im Abseits stehender Spieler Trapp die Sicht versperrt hatte. Ähnliche Debatten hatte es zuletzt bereits beim Spiel Köln gegen Schalke gegeben.

Die Abseits-Problematik verdeutlicht, mit welchen Schwierigkeiten der Video Assistant Referee (VAR) zu kämpfen hat. Bei eindeutigen Entscheidungen wie «Abseits oder nicht», «Ball im Aus oder nicht» oder «Foul im Strafraum oder außerhalb» beurteilt Drees den  Videobeweis bereits als «stark». Die Frage, ob ein Kontakt für einen Elfmeter reicht oder welches Eingreifen aus Abseitsposition spielentscheidend ist, wird immer ein Stück weit Interpretation bleiben – und gewiss nicht in jedem Einzelfall für die gewünschte und häufig eingeforderte 100-Prozent-Gerechtigkeit sorgen können.

Drees schilderte am Sonntag im Sport1-«Doppelpass», wie im Nachhinein Interpretationsszenen mit den Verantwortlichen der Bundesliga besprochen werden, um den VAR weiter zu verbessern. «Es läuft nicht alles gut. Wir sind immer dabei zu justieren, was wir besser machen und wo wir nachlegen können», sagte Drees.

Neben der Qualität und der Dauer der Entscheidungen ist für die Fans, die überwiegend als Gegner zu verorten sind, noch ein weiterer Punkt wichtig: Transparenz. Die Überlegungen, Video-Überprüfungen strittiger Entscheidungen im Stadion besser sichtbar zu machen, begrüßen die Fanvertreter. «Alles, was mehr Informationen und Transparenz herstellt, ist gut», sagte Helen Breit von der Fan-Organisation Unsere Kurve.

Von Patrick Reichardt, dpa

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