Der BVB hat das Pokal-Halbfinale verpasst. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Marco Rose klatschte noch außer Atem nach einem Sprint über den halben Platz mit seinem geschlagenen Trainer-Kollegen Edin Terzic ab.

Die Spieler vom siegreichen Titelverteidiger RB Leipzig ließen sich von den Fans in der Red Bull Arena feiern, die Gäste von Borussia Dortmund haderten nach dem zweiten schweren Rückschlag binnen weniger Tage mit sich selbst. Der BVB ist vier Tage nach dem Sturz von der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga auch im DFB-Pokal ausgeschieden durch ein 0:2 (0:1) in Leipzig. «Es war einfach ein Scheiß Abend», sagte Trainer Terzic bei Sky.

«Die erste Halbzeit hat uns Leipzig aufgefressen», sagte BVB-Kapitän Marco Reus. Er sei enttäuscht über die eigene Leistung. «Über das eigene Unvermögen. Wir haben es heute nicht verdient, das Spiel zu gewinnen», betonte Nationalspieler Julian Brandt: «Wir hatten heute extrem Schwein, dass wir überhaupt die ersten zehn Minuten überlebt haben mit einem Gegentor.»

Erste Niederlage im Pokal für Terzic

Während die Leipziger die eigene Krise nach zuletzt drei Niederlagen überwanden, kassierte BVB-Trainer Terzic, der 2021 gegen RB den Titel geholt hatte, die erste Niederlage im Pokal. Nun kann sich der 40-Jährige ganz auf die Meisterschaft konzentrieren, die der BVB trotz der jüngsten Niederlage gegen Bayern München noch nicht abgeschrieben hat.

Vor 47.069 Fans nutzte Timo Werner (22. Minute) eine der zahlreichen Leipziger Chancen zur verdienten Führung. Der BVB hatte sich bis dahin völlig neben der Spur präsentiert, der für den verletzten Nationalspieler Nico Schlotterbeck in die Startelf gerückte Mats Hummels agierte beim Gegentor unglücklich. Den zweiten Treffer erzielte Willi Orban in der achten Minute der Nachspielzeit – und nötige seinem Coach Rose einen denkwürdigen Jubelsprint ab.

Leipzigs Trainer beschert der Sieg gegen seinen früheren Arbeitgeber nun ein paar ruhigere Tage als zuletzt. Sein Team hatte nicht nur dreimal nacheinander verloren, sondern dabei auch kein Tor erzielt. Vom Trainer ist man in Leipzig dennoch überzeugt, will den bis 2024 laufenden Vertrag gern neu aufsetzen. «Wir wollen mit Marko verlängern, das ist klar», sagte Sportchef Max Eberl im ZDF vor dem Anpfiff.

Leipzig mit starker erster Halbzeit

Dass Rose die Mannschaft für so ein Top-Spiel richtig einstellen kann, bewies die erste Halbzeit. Leipzig spielte wie entfesselt, produzierte eine Reihe von großen Chancen. Konrad Laimer hätte nach einer Werner-Ablage per Hacke schon nach drei Minuten treffen müssen, einen Flatterball von Dani Olmo (6.) rettete BVB-Keeper Gregor Kobel. Sechs Minuten später war der Torwart mit seiner Fußspitze gerade so zur Stelle und entschärfte einen weiteren Versuch von Olmo. Der spanische Spielmacher stand verletzungsbedingt erstmals seit Ende Januar wieder in der Startelf und bot eine äußerst inspirierende Leistung.

Ein Tor für die Leipziger war nur noch eine Frage der Zeit – und nach etwas mehr als 20 Minuten fiel es. Innenverteidiger Mohamed Simakan wagte sich auf die andere Seite des Platzes, ließ Hummels massiv schlecht aussehen und passte flach ins Zentrum auf Werner. Die taktische Umstellung von Rose auf eine Dreierkette, die bei den Spielern eigentlich nicht so beliebt ist, ging komplett auf. Die Leipziger waren mental voll bei der Sache, in jeder Situation im Bilde und gierig auf den Ball.

Und der BVB? Offenbar doch noch gehemmt vom 2:4 in München bekam das Team offensiv überhaupt nichts auf die Reihe. Teilweise hatte die Mannschaft Probleme, den Ball unfallfrei aus der eigenen Hälfte zu spielen. Das führte zu zahlreichen Umschaltmöglichkeiten für Leipzig. Eine weitere Großchance vergab Werner (39.), als er allein auf Kobel zulief, den Ball aber ungenau quer auf Laimer legte.

BVB nach Terzic-Umstellung besser im Spiel

Terzic reagierte in der Pause, stellte auf zwei Stürmer und ebenfalls eine Dreierkette um. Youssoufa Moukoko gesellte sich zum bis dahin unsichtbaren Donyell Malen, Nationalspieler Marius Wolf musste runter. Emre Can rückte aus dem Mittelfeld zurück in die Abwehrkette. Zwei nahezu identische Formationen führten zunächst eher dazu, dass sich beide Teams neutralisierten. Allerdings fand der BVB nun deutlich besser ins Spiel, stellte Leipzig vor ein paar Denkaufgaben.

Nach einer guten Stunde brachte Terzic seinen Mittelfeldstar Jude Bellingham, der nach den Belastungen der vergangenen Wochen mal aus der Startelf rotiert war. Die nächste Großchance hatte allerdings Leipzig, Laimer (78.) tauchte völlig frei vor Kobel auf, der BVB-Torwart parierte einmal mehr.

Vorn mangelte es dem BVB weiterhin akut an Torgefahr. Bis zur 80. Minute stand bei den Dortmunder kein einziger Schuss auf das Tor in der Statistik. Bei Leipzig waren es bis dahin neun, ehe es dann noch mal richtig turbulent in den Nachspielminuten wurde.

Tom Bachmann, dpa

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