Spielt ab sofort für den FC Bayern: Harry Kane. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa)

Nach dem zähen Wechsel-Poker gab sich Harry Kane ungeduldig und liebäugelte mit ersten Bayern-Toren im Supercup.

«Ehrlicherweise kann ich es kaum abwarten, meine Qualitäten auf dem Platz zu zeigen, hoffentlich viele Tore zu erzielen und die Fans glücklich zu machen», sagte der neue Stürmerstar des FC Bayern München. Englands Nationalmannschaftskapitän kündigte in einem Vereinsvideo an: «Ich werde aller Voraussicht nach gleich beim Supercup dabei sein und hoffentlich auch zum Einsatz kommen können.»

Erstes Training vor Supercup absolviert

Beim Abschlusstraining vor der Supercup-Partie am Abend (20.45 Uhr) zwischen dem deutschen Fußball-Meister und DFB-Pokalsieger RB Leipzig wurde der 30 Jahre alte Kane herzlich von seinen neuen Teamkollegen aufgenommen und musste wie Geburtstagskind Matthijs de Ligt durch eine Gasse rennen, in der beide unter Gelächter Klapse von den Mitspielern auf den Rücken bekamen. 

Knapp elf Stunden vor dem ersten Pflichtspiel des Fußball-Bundesligisten aus München war die offizielle Bekanntgabe des Multi-Millionen-Transfers durch die Vereine erfolgt. «Ich bin sehr glücklich, jetzt ein Teil des FC Bayern sein zu können», sagte Kane. «Den FC Bayern charakterisiert seine Gewinner-Kultur – es fühlt sich sehr gut an, hier zu sein.» Mit emotionalen Worten verabschiedete sich der 30-Jährige fast zeitgleich von den Fans seines bisherigen Vereins Tottenham Hotspur.

Kane: Wechsel sei «an der Zeit»

«Ich wollte der Erste sein, der euch Tottenham-Fans mitteilt, dass ich den Verein heute verlassen werde», sagte der englische Fußballstar in einem auf seinem Instagram-Account veröffentlichten Video. Der Abschied sei sehr emotional für ihn, und er sei traurig, den Club zu verlassen, bei dem er fast 20 Jahre seines Lebens verbracht habe – «vom elfjährigen Jungen bis zum 30-jährigen Mann», wie er es ausdrückte. Aber: «Ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit gewesen ist, zu gehen.» 

Für die Bayern endete am Tag des ersten Pflichtspiels der mehrwöchige Poker um den teuersten Einkauf der Bundesliga-Geschichte. «Es war ein längerer Prozess, aber nun sind wir umso glücklicher, dass Harry Kane ab sofort das Trikot des FC Bayern München tragen wird», sagte Jan-Christian Dreesen, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern.

Bayern geht «All-in» 

Der Angreifer sei «von Beginn an unser absoluter Wunschspieler» gewesen, «der sportlich wie charakterlich perfekt zu uns und zur DNA des Clubs passt». Und der FC Bayern ging für Kane an seine Grenzen. «Wir haben uns natürlich nach der Decke gestreckt. Wir sind da ein Stückchen All-in gegangen. Aber natürlich immer in einem Rahmen der wirtschaftlichen Vernunft. Das ist Teil unserer DNA», sagte Dreesen. 

In England gab es kaum böse Worte gegen den Stürmer. Kane habe es «anständig» gemacht: «Er ist nicht zu einem anderen englischen Club gewechselt. Nicht zu Manchester City. Oder schlimmer noch zu Arsenal oder Chelsea. Er geht zu den Bayern. Jeder Spurs-Fan sollte damit leben können», meinte der «Guardian». 

Prestigeträchtige Rückennummer

Und «The Independent» schrieb: «Es ist eine Ehre, Bayerns Nummer neun zu sein, Nachfolger von Gerd Müller, Jürgen Klinsmann und Robert Lewandowski, dem Spieler, den er am direktesten ersetzt. Das wird Kane guttun, besonders als einem der ganz wenigen englischen Spieler, die ins Ausland gehen.»

Der Premier-League-Club Tottenham Hotspur hatte seinen Rekordtorschützen nur schweren Herzens ziehen lassen. Lange Zeit habe man versucht, den Starspieler mit kurz- wie mit langfristigen Vertragsverlängerungen weiter an die Spurs zu binden, erklärte Clubchef Daniel Levy in einer Vereinsmitteilung. «Harry hat jedoch klargemacht, dass er eine neue Herausforderung wollte und diesen Sommer keinen neuen Vertrag unterschreiben wird. Wir haben seinem Transfer deshalb widerwillig zugestimmt.»

Teuerster Transfer der Bundesliga

Der 30-Jährige soll mehr als 100 Millionen Euro Ablöse kosten und ist damit der erste Transfer dieser Dimension in der Bundesliga. Tottenham kassiert laut Medienberichten inklusive Bonuszahlungen bis zu 120 Millionen Euro. Dazu kommen angeblich 25 Millionen Euro Jahresgehalt für den Mittelstürmer. Bisheriger Rekordhalter war der Franzose Lucas Hernández, den der FC Bayern 2019 für 80 Millionen Euro von Atlético Madrid verpflichtet hatte. 

«Der Transfer erforderte Hartnäckigkeit, Biss und Ausdauer», kommentierte Bayern-Präsident Herbert Hainer. «Harry Kane wird nicht nur den FC Bayern verstärken, sondern auch der gesamten Bundesliga gut zu Gesicht stehen.» Offizielle Angaben zum Finanzvolumen des XXL-Transfers lagen nicht vor. 

Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg begrüßt den Wechsel Kanes zwar, kritisiert aber gleichzeitig die hohe Ablösesumme. «Allein schon aufgrund seines Alters, er ist gerade 30 Jahre alt geworden, ist er eigentlich keine 100 Millionen mehr wert», schrieb der frühere Bayern-Profi in seiner Kolumne für das Nachrichtenportal «t-online» (Samstag). 

Eberl applaudiert

Von der Konkurrenz gab es derweil Beifall. «Harry Kane ist der Kapitän der englischen Nationalmannschaft und einer der Rekordtorjäger der Premier League. So ein Zugang verleiht der Liga Prestige», sagte der Leipziger Sportvorstand Max Eberl der «Süddeutschen Zeitung».

Kane war am Freitagabend mit einem Privatflieger in Bayern eingetroffen. Gleich nach der Ankunft wurde in einem Münchner Krankenhaus mit dem Medizincheck begonnen. Die Modalitäten des Wechsels waren zuvor ausverhandelt. Der englische Mittelstürmer soll in München ein adäquater Ersatz für den vor einem Jahr zum FC Barcelona gewechselten Polen Robert Lewandowski (34) sein.

Hoffnung auf Champions League-Erfolg

Kane soll in München im Trikot mit der 9 mit Toren dafür sorgen, dass die Bayern in der kommenden Saison möglichst in allen Wettbewerben bis zum Ende um die Titel kämpfen, insbesondere in der Champions League. Kane hatte die komplette Saisonvorbereitung bei Tottenham mitgemacht und ist körperlich fit. Tuchel hatte am Freitag alle Optionen für offen erklärt, also Kaderplatz, Startelfeinsatz und Einwechslung im Supercup..  

Klaus Bergmann

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