Der langjährige Trainer Christoph Daum will zurück in den Fußball. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Zu Wochenbeginn sitzt Christoph Daum um kurz vor 22 Uhr noch in seinem Büro. Das kleine Gebäude mit Daums Arbeitsraum steht direkt neben seiner Villa in Köln, Daum hockt an seinem Schreibtisch, draußen sind die Temperaturen auf wenige Plusgrade gefallen.

Fast den ganzen Tag hat der 69-Jährige hier verbracht. Es ist die Woche vor seinem 70. Geburtstag, fast jeden Tag führt Daum gerade mindestens zwei Interviews, fast jeden Tag kommen neue Reporter bei ihm vorbei. Gegessen hat er bis kurz vor 22 Uhr nur ein leichtes Frühstück am Morgen. «So langsam bekomme ich ein bisschen Hunger», erzählt er am Telefon. 

Christoph Daum war noch nie ein großer Esser. Fast das ganze Leben lang war sein Terminplan so voll, dass er die Mahlzeiten zwischendurch manchmal einfach vergessen hat. Morgens Kaffee und etwas Frühstück, klar, aber danach klaffte dann oft eine stundenlange Lücke. Das ist bis heute so, erst recht, seit der Krebs in seinen Alltag gezogen ist.

2022 den Krebs öffentlich gemacht

Im Herbst 2022 machte Daum seine schwere Erkrankung öffentlich. Seitdem hat er sich zahlreichen Chemotherapien unterzogen und mehrere Kilogramm Körpergewicht verloren. «Im Moment habe ich aber wieder 70 Kilogramm», berichtet er. «Ich glaube, ich mache mir gleich noch eine schöne Linsensuppe mit Mettwurst.»

Am kommenden Dienstag also wird Daum 70 Jahre alt. Am Freitag darauf veröffentlicht der TV-Sender Sky eine Dokumentation über sein Leben. «DAUM – Triumphe & Skandale» berichtet von seinen Anfängen als Jugendtrainer des 1. FC Köln, elf Titeln in drei verschiedenen Ländern und dem Kokain-Skandal, der sein Engagement als Bundestrainer im Jahr 2001 verhindert hat. «Klar, einige Dinge hätte ich natürlich gerne ausgelassen. Aber sie gehören zu meiner Vita mit dazu, und dat‘ nennt man dann Leben», sagt Daum. Die Kameras begleiten ihn auch während einer Chemotherapie in der Uniklinik Köln. «Dieser Tropf verdeutlicht mir auch immer so ein bisschen unsere Endlichkeit», sagt er auf dem Krankenbett liegend.

Immer ein Kämpfer geblieben

Trotzdem ist er ein Kämpfer geblieben. Interviews hat Daum im Rahmen seiner Erkrankung etliche gegeben, geklagt hat er nie. Der «Sport Bild» hat er sogar mal erzählt, dass die Chemo wie Doping für ihn sei. «War natürlich Schwachsinn», gibt er heute zu. Was er damals sagen wollte: Dass er sich auch davon nicht unterkriegen lassen will. Zwischenzeitlich hat die Behandlung seinem Körper aber trotzdem ordentlich zugesetzt.

Daum hat etliche Kilos und vor einiger Zeit auch seine Haare verloren. Mittlerweile ist beides zurück, aber der Krebs ist noch da. Trotzdem: «Sie sind ein extrem unkomplizierter Patient. Sie beschweren sich nie, Sie haben eine extrem positive Haltung», sagt ihm sein Arzt Jürgen Wolf in der Doku. 

Es war deshalb auch nie eine Option, seinen Geburtstag nicht zu feiern. Ungefähr 200 Freunde, Wegbegleiter oder sehr gute Bekannte hat er für den kommenden Dienstag eingeladen. Zunächst trifft man sich in einem Kino in Köln, um einen Ausschnitt aus seinem Film zu sehen. Anschließend geht es in ein brasilianisches Restaurant nebenan. «Aber es wird keine Sitzordnung geben, alles ganz locker. Nicht, dass da einer noch ein Kärtchen mit seinem Namen oder seiner Steuernummer sucht», scherzt Daum.

Calmund, Völler und Sammer auf der Gästeliste

Auf der Gästeliste stehen unter anderem Rudi Völler, Matthias Sammer oder Reiner Calmund. Sein ehemaliger Leverkusener Manager hat übrigens auch das Restaurant organisiert.

«Irgendwann hat Calli mir gesagt: „Ich war da beim Probeessen, Jung, dat‘ is‘ jut! Ich hab‘ jesacht, wenn du feierst, dann muss dat‘ vom Feinsten sein“», erzählt Daum. Also wurde der Laden gebucht. Auf das Rahmenprogramm hat Calmund übrigens auch einen großen Einfluss. «Wen der alles einladen wollte! Der kennt ja alle möglichen Künstler, Schauspieler und so weiter. Der wollte einige von denen sogar schon ins Kino einladen», sagt Daum.

Welche Sondergäste nun wirklich kommen, weiß der 69-Jährige nicht. Das soll eine Überraschung seines Freundes werden. Was Daum aber alles ein bisschen viel ist gerade. Er kennt das ja von Calmund. «Wir wissen ja, was das Gegenteil von gut ist: gut gemeint.» Aber nun muss er erst mal was essen.

Von Nils Bastek, dpa

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