Marco Reus (l) und Mats Hummels zeigen derzeit starke Leistungen im BVB-Trikot. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Sie galten als Auslaufmodelle, ihre Vertragsverlängerung haben viele nicht verstanden – doch nun sind Mats Hummels und Marco Reus die Gesichter des Aufschwungs von Borussia Dortmund.

Beim bisherigen Saison-Tiefpunkt beim 2:2 gegen Heidenheim hatte Trainer Edin Terzic beide über 90 Minuten auf der Bank gelassen. Zu den drei folgenden Siegen steuerten sie zusammen fünf von acht Toren bei. Und auch beim 4:2 gegen Union Berlin waren die beiden 34-Jährigen Garanten des Sieges.

Hummels war der beste Zweikämpfer auf dem Platz und wurde zum Rekordsieger im BVB-Trikot. Reus bereitete zwei Treffer direkt vor und bekam für seine aufopferungsvolle Defensivarbeit ein ungewohntes Sonderlob seines Trainers. «Er wird oft auf seine Offensivgefahr reduziert», sagte Terzic: «Aber er hat heute unglaublich starke Standards geschlagen. Und in der zweiten Halbzeit hat er so viele Bälle geklaut – genauso wünschen wir uns das.» Den Moment genoss Reus mit seiner Tochter auf dem Arm vor der Südtribüne.

Verspielte Meisterschaft tat weh

Damit schloss sich ein Kreis, denn 133 Tage vorher war Reus nicht vor die Gelbe Wand getreten. Ihn, den gebürtigen Dortmunder, der ausgerechnet nach dem bisher letzten Meistertitel vor elf Jahren zu seinem Herzens- und Jugendclub zurückgekehrt war und seitdem vergeblich dem Traum vom deutschen Meistertitel hinterläuft, traf die verschenkte Meisterchance am letzten Spieltag der Vorsaison besonders.

Er sei «im ersten Moment total verloren» gewesen, sagte er später und schrieb bei Instagram an die Fans: «Ich weiß, ihr habt mich zu Euch gerufen – aber ich war in diesem Moment zu gebrochen, um in eure Arme zu kommen.»

Hummels, der vor seinem zwischenzeitlichen Wechsel zum FC Bayern 2011 und 2012 schon zu den Meister-Mannschaften von Trainer Jürgen Klopp gehört hatte, war damals zu den Fans gegangen. Mit leerem Blick, gesenktem Kopf und feuchten Augen. Ihm bedeutet der Verein ähnlich viel wie Reus, die laufende Saison ist insgesamt seine 13. als BVB-Profi.

Die vermeintliche Randnotiz, dass der Sieg am Samstag sein 207. mit dem BVB in der Bundesliga war und er Vereins-Ikone Michael Zorc als Rekordsieger hinter sich ließ, machte ihn denn auch entsprechend emotional. «Das ist eine Sache, die ich nicht erwartet habe, als ich irgendwann am 3. Januar 2008 ein paar Sachen in mein Auto gepackt habe und mit meinem A3 hier hoch gedonnert bin», sagte er: «Und auf einmal stehst du da, fünfzehneinhalb Jahre später, und es sieht so aus. Das ist schon eine verrückte Geschichte.»

Hummels kehrt in DFB-Team zurück

Eine, die schon im Vorjahr drohte, auserzählt zu sein. Und die nun eine unerwartete Fortsetzung erfährt. Der Oldie ist nicht nur Stammspieler, er ist Abwehrchef, Leistungsträger, Anführer – und schaffte nun sogar die nicht mehr für möglich gehaltene Rückkehr in die Nationalmannschaft. Nachdem er in der kompletten Hansi-Flick-Ära außen vor war, nominierte Bundestrainer Julian Nagelsmann ihn gleich in sein erstes Aufgebot – und gab die Botschaft mit, dass er den Weltmeister von 2014 als Führungspersönlichkeit sehe.

Diese Rolle nehme er auf jeden Fall an, versicherte Hummels, «egal ob ich auf dem Platz stehe oder nicht.» Sein großes Ziel sei, «dass wir erfolgreich sind. Ich will, dass die deutsche Nationalmannschaft wieder das ist, was sie vor vielen, vielen Jahren war. Eine der besten der Welt. Und ich glaube, dass die Mannschaft gut genug ist, um das wieder zu sein.»

Deshalb sei er «sehr glücklich, wieder dabei zu sein», sagte er: «Jeder wusste, auch wenn ich darüber nicht öffentlich geredet habe, was für ein großes Ziel das für mich war, wieder in der Nationalmannschaft zu spielen. Ich liebe es, für mein Land zu spielen. Das ist die größte Ehre im Fußball.» Seine verletzungsbedingte Auswechslung wegen Beschwerden im hinteren Oberschenkel gefährde den Abflug zur USA-Reise am Montag nicht, versicherte Hummels: «Nein. Alles gut. Ich habe es mir einfach klassisch ein bisschen zugelaufen.»

Mit dem DFB-Comeback hat Hummels Reus etwas voraus. Dessen Nationalmannschafts-Karriere ist mit fünf verpassten Turnieren ohnehin bitter verlaufen. Im Gegensatz zu Hummels hat Reus unter Flick einst vier Länderspiele gemacht. Das letzte vor zwei Jahren. Mit einer Form wie zuletzt könnte Nagelsmann auch wieder auf ihn aufmerksam werden.

Von Holger Schmidt, dpa

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